Dämmen im Herbst: Darauf ist zu achten!
Jetzt noch dämmen – oder besser nicht? Das fragt sich angesichts des nahenden Winters der eine oder andere Leser. Ich will nicht den Oberschlaumeier spielen und niemanden vom sofortigen Dämmen abhalten.
Aber der Hausbesitzer, der noch im Herbst schnell vor dem ersten Frost baulichen Wärmeschutz auf die Fassade bringen will, hat schon aus Gründen der sorgfältigen Planung den optimalen Zeitpunkt aus meiner Sicht verpasst. In meinem Blog-Beitrag im Frühjahr hatte ich darauf hingewiesen, dass die Bauarbeiten mit einem Wärmedämm-Verbundsystems (WDVS) inklusive Planung eine gewisse Vorlaufzeit erfordert. Und mit Vorlaufzeit sind eben nicht zwei oder drei Wochen gemeint. Heute das Problem der geringen Wärmedämmung erkennen und in den nächsten Tagen geht es los – das kann nicht perfekt funktionieren. Eine erst spät im Jahr beginnende Baumaßnahme birgt zudem angesichts der herbstlich-kalten Witterung unnötige Risiken.
Diejenigen, bei denen der Termin für die WDVS-Montage in den nächsten Wochen schon feststeht, müssen deshalb natürlich nicht in Panik geraten. Ihnen sollte nur bewusst sein, dass beispielsweise längere Arbeitsunterbrechungen nicht ideal sind: Der erste Nachtfrost kommt, je nach Region und Jahreslauf, auch schon im Oktober. Genauer: Die Untergrenze der Außentemperatur für die Verarbeitung von konventionellem Mörtel und Putz liegt bei plus 5 Grad Celsius und die relative Luftfeuchtigkeit sollte nicht über 70 Prozent betragen.
Bei Temperaturen darunter (bzw. einer höheren Luftfeuchtigkeit) sollten Verklebung von Dämmplatten oder das Verputzen (eines Dämmsystems) nicht mehr erfolgen. Gerade für Baustellen, die dann noch fertig gestellt werden müssen, bietet es sich an, sicherheitshalber Systeme einzusetzen, die auch bei kühleren Temperaturen zuverlässig verarbeitet werden können. Diese Alternativen (z.B. „Fast Technology“ (FT) für mineralische Systeme oder „Quick Set“Technologie (QS) für organische Systeme) sind schon für Außentemperaturen oberhalb von plus 1 Grad Celsius konzipiert.
Mechanisch befestigte Systeme – also z.B. so genannte vorgehängte hinterlüftete Fassadensysteme, bei denen Schienen an die Fassade geschraubt werden, die dann Dämmplatten und Sichtfassade tragen – lassen sich ebenso auch unterhalb der 5-Grad-Grenze montieren. Welche Außentemperatur bei dem an seinem Haus verwendeten WDVS-Produkten bei der Verarbeitung noch zulässig ist, sollte der Bauherr im eigenen Interesse anhand der Produktdaten auf der Verpackung bzw. dem Produktdatenblatt selbst prüfen.
Witterungsbedingte Arbeitspausen sind nicht nur aus Kostengründen möglichst zu vermeiden. Denn nicht nur die zeitliche Verzögerung durch die Unterbrechung der Baumaßnahme ist ein Problem. Während der Unterbrechung eventuell durch Regen in die Außenwand eingedrungene Feuchte muss vor der Fortführung der WDVS-Arbeiten austrocknen bzw. eine feuchte Dämmschicht zeitaufwendig abgehobelt oder sogar ganz entfernt werden.
Wer deshalb zum jetzigen Zeitpunkt die Ausführung seiner Außendämmung in das kommende Jahr verschiebt, kann trotzdem schon jetzt wärmedämmtechnisch aktiv werden – im Gebäudeinneren. So bietet sich für den einen oder anderen Hausbesitzer z. B. eine Wärmedämmung der Kellerdecke an. Wussten Sie, dass Sie damit den Wärmeverlust um bis zu 20 Prozent reduzieren können?
Mein Ratschlag lautet: Wenn Sie einen durchdachten Komplett-Wärmeschutz Ihres Hauses anstreben, nutzen Sie statt hektischem Agieren die kommenden kalten Monate im Rahmen einer durchdachten energetischen Gebäudesanierung lieber für die sorgfältige Planung eines ganzheitlichen baulichen Wärmeschutzes inklusive WDVS. Vielleicht lesen Sie als Einstimmung bzw. Vorbereitung auch meinen Kommentar von Anfang Mai, in dem ich auf relevante Punkte ebenso hinweise wie auf weiterführende Internetseiten. So sind Sie dann im kommenden Jahr gut gerüstet – mit Ihrem individuellen maßgeschneiderten Sanierungs-Fahrplan. Mehr erfahren
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