WDVS-Brandliste ohne Wert

15. November 2017

Die Feuerwehrverbände führen und veröffentlichen Listen zu Brandereignissen mit Dämmfassaden. Nun hat das Energieinstitut Hessen die Angaben analysiert und kommt zu dem Ergebnis: 73 Prozent der gelisteten Brandfälle sind Fehleinträge oder Nichtigkeiten. Daher kann mit dieser Liste nichts mehr begründet werden. Zu diesem Schluss kommt der Experte Werner Eicke-Hennig von der Hessischen Energiespar-Aktion.

Die "Zusammenstellung von Brandereignissen in Verbindung mit WDVS" wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in der Bundesrepublik Deutschland (AGBF-Bund) und dem Deutschen Feuerwehrverband 2012 begonnen. Die "Liste" wird von der Frankfurter Berufsfeuerwehr geführt, Meldungen erfolgen freiwillig über einen Fragebogen. Ziel war es, einen Überblick über das Ausmaß der Brände mit WDVS-Beteiligung zu schaffen – insbesondere WDVS mit dem Dämmstoff Polystyrol.

Falsche Einschätzungen in der Öffentlichkeit

Seither wurde die Liste oft für Argumentationen gegen WDVS-Systeme herangezogen und dabei der Eindruck erweckt, es handele sich um eine offizielle Statistik. Die Liste ist jedoch keine Statistik, da die Einträge auf freiwilliger Grundlage gesammelt werdem. Auch wurden und werden die Einträge nicht bewertet, obwohl das bei der Einführung eigentlich geplant war. Ohne eine Bewertung führe die im Internet einsehbare Auflistung zu falschen Einschätzungen in der Öffentlichkeit, glaubt Werner Eicke-Henning. Deshalb lege das Energieinstitut Hessen einen ersten Diskussionsvorschlag für eine Bewertung der in der Liste aufgeführten 108 Brandfälle vor, die über 16 Jahre reichen:

"20 Prozent der 108 gelisteten Brandfälle sind Fehleinträge. Entweder handelt es sich um Vorhangfassaden, Gebäude in Frankreich oder England, Dachbrände, andere Dämmstoffe als Polystyrol oder Nichtigkeiten. Die Liste wurde später unglücklicherweise auf alle brenn­baren Fassadentypen umgewidmet, um diese Einträge beibehalten zu können. Sie wird aber weiterhin ohne Falldifferenzierung öffentlich falsch interpretiert, da man sie allein mit dem WDVS und dem Dämmstoff Polystyrol identifiziert. Die Umwidmung hätte gekennzeichnet und erklärt werden müssen.

53 Prozent oder 57 Brandfälle mit WDVS-Beteiligung sind kleine Bagatellfälle, bei denen das WDVS sich nicht am Brand beteiligte, sondern selber in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Putz blieb erhalten, das Polystyrol brannte nicht mit. Die meisten dieser Brände fanden zudem an oder in Gebäuden statt, für die es keine brandschutztechnischen Anforderungen an die Fassadenbekleidung gibt (Gebäudeklasse 1 – 3), weil dies keine Erhöhung der Brandsicherheit erbrächte. Beispiel: Ein an die Fassade angebauter brennender Carport, samt brennendem PKW, entzündet beim EFH fast immer das Dach und erzeugt über Fenster Zimmerbrände. Eine unbrennbare Fassade ändert daran nichts. Viele der Bagatellfälle könnte man deshalb auch als "Fehleinträge" einstufen. Nach Abzug dieser beiden Gruppen verbleiben nur noch 29 Brandfälle.

Die ausführliche Version dieses Beitrags finden Sie auf ausbauundfassade.de.

 

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