Forscher verarbeiten Aerogele aus Lignin zu Dämmstoffplatten
Forscher der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) haben erfolgreich überwiegend ligninbasierte Aerogele hergestellt und unter anderem zu Dämmstoffplatten verarbeitet. Zwei Ausgründungen der TUHH treiben die Markteinführung des Werkstoffs nach Projektende weiter voran, sie stellen interessierten Firmen Lignin und Aerogele im Pilotmaßstab zur Verfügung.
Als Aerogele bezeichnet man feste, hochporöse Materialien mit geringer Dichte und geringer Wärmeleitfähigkeit. Noch ist die Herstellung reiner Lignin-Aerogele nicht möglich. Ein Team um die Professorin Irina Smirnova von der TUHH ist diesem Ziel jedoch ein großes Stück nähergekommen. Die Wissenschaftler nutzten das Lignin aus Buchenrestholz und Weizenstroh, das im Konsortium mit Hilfe zweier umweltfreundlicher Aufschlussverfahren – dem Organosolv- und dem Aquasolv-Verfahren – gewonnen wurde. Mittels fünf unterschiedlicher Gelierungsstrategien wandelten sie die Lignine dann in Aerogele um.
Einer der erfolgreichsten Ansätze führte zu hybriden Lignin-Polyurethan-Aerogelen mit einer einstellbaren Dichte zwischen 50 und 250 kg/m³. Der massebezogene Ligningehalt liegt bei 78 Prozent, das Verfahren wurde bis in den Technikumsmaßstab skaliert. Dämmplatten aus diesem Aerogeltyp erreichen den Wissenschaftlern zufolge eine Wärmeleitfähigkeit von 24 mW/mK und übertreffen damit die Isoliereigenschaften von Polystyrol oder Steinwolle deutlich. Aussichtsreich sind auch ligninbasierte Resorcin-Formaldehyd-Aerogele mit Oberflächen von 500 m²/g und einem sehr breiten Spektrum einstellbarer Eigenschaften. Sie sind bis zu 70 Prozent ligninbasiert.
Zwei Ausgründungen widmen sich künftig dem Thema ligninbasierter Aerogele: BioMP bündelt Kompetenzen im Bereich der Heißwasserhydrolyse und Herstellung von Lignin zur Bemusterung und Weiterverarbeitung. Aerogelex stellt verschiedene Arten organischer Aerogele her und bietet unter anderem Lignin-PU-Aerogelplatten für industrielle Tests an.
Das Vorhaben "Stoffliche Nutzung von Lignin: Nanoporöse Materialen" wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert. Der Abschlussbericht steht auf fnr.de unter dem Förderkennzeichen 22018312 zur Verfügung. Am Projekt waren neben der TUHH das Fraunhofer-Institut für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP), die Universität für Bodenkultur Wien, das Bayerische Zentrum für Angewandte Energieforschung und die Firmen Dräger Safety und Loick Biowertstoffe beteiligt.
Quelle: Joana Gil, TUHH