Bundesweiter Sanierungstest zeigt: Qualitätssicherung tut Not
co2online hat bei bundesweit 180 Gebäuden die Wirksamkeit von neuer Heizung, Dämmung und Fenstertausch untersucht. Aus dem Sanierungstest leitet die gemeinnützige Beratungsgesellschaft vier Empfehlungen an Politik und Verbände ab.
Die co2online-Studie kommt zu dem Schluss, dass die Sanierung von Wohngebäuden leichterschließbare Potenziale für Klimaschutz und Energieeffizienz bietet. Für den Sanierungstest wurden bundesweit 180 bereits sanierte Wohngebäude auf die Wirksamkeit von Maßnahmen wie Heizkesseltausch und Fassadendämmung untersucht. Die großen Schwankungen bei den Energieeinsparungen der Testhaushalte zeigen, dass ein und dieselbe Sanierungsmaßnahme in der Praxis oftunterschiedlich erfolgreich ist. Wird zum Beispiel die Heizung erneuert, schwanken die Ersparnisse zwischen 8 und 50 Prozent.
Fehlende Qualitätssicherung, etwa durch eine begleitende Energieberatung, sowie ausbleibende Heizungsoptimierungen durch einen hydraulischen Abgleich sehen die Experten als Ursachen. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit hat das Projekt gefördert. Fraunhofer ISE, Ostfalia und SEnerCon sind wissenschaftliche Partner der Studie.
„Wenn es um die Erneuerung von Bestandsbauten geht, stehen meist dieThemen Sanierungsquote und -tiefe im Vordergrund“, sagt co2online-Geschäftsführerin Tanja Loitz. „Die Wirkung von Sanierungen spielt bisher eine untergeordnete Rolle. Dabei ist dieser Faktor entscheidend, wenn Energieverbrauch und Emissionen sinken sollen“, so Loitz. „Jährlich könnten durch wirksame Sanierungen mit Heizungsoptimierung und Qualitätssicherung mindestens 4,7 bis 6,2Millionen Tonnen CO2 zusätzlich eingespart werden“, sagt Dieter Wolff von der Ostfalia Hochschule.
„Dazu müssten geltende Qualitätsstandards in der Energieeinsparverordnung verankert, in der Praxis angewendet und ein begleitendes Monitoring genutzt werden. Insgesamt könnten sozusätzlich 25 bis 30 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr eingespart werden.“
Die Ergebnisse des Sanierungstests zeigen, welche Faktoren für die Wirkung von Sanierungen entscheidend sind – und wie diese von den Test-Haushalten genutzt wurden:
- Nur 40 Prozent der Tester nahmen eine Förderung (inklusive Qualitätsnachweis) in Anspruch.
- Lediglich 35 Prozent der Haushalte nutzten eine Energieberatung bzw.Maßnahmenbegleitung.
- Nur ein Drittel (33 Prozent) ließ während der Sanierung einen hydraulischen Abgleich der Heizanlage vornehmen.
- In 30 Prozent der Gebäude waren Leitungen und Armaturen unzureichend gedämmt.
- Kaum ein Haushalt nutzte Wärmemengenzähler für ein regelmäßiges Monitoring des Verbrauchs.
Experten richten Empfehlungen an Politik und Verbände
Um die Potenziale für Klimaschutz und Energieeffizienz zu erschließen, haben die Experten auf Grundlage der Ergebnisse der Vor-Ort-Begehungen und der Auswertung der gesammelten Daten vier Empfehlungen für Politik undVerbände entwickelt:
1. Geltende Qualitätsstandards in der Ordnungspolitik und in der Aus- und Weiterbildung fester verankern, unter anderem durch einen verpflichtenden hydraulischen Abgleich.
2. Erfolgsnachweise für Förderinstrumente einführen, damit die Nachfrage nach Qualitätssicherung durch Verbraucher und die Wirksamkeit eingesetzter Fördermittel wächst.
3. Wärmemengenzähler und Smart Meter flächendeckend einsetzen, um ein unterjähriges Monitoring und begleitendes Feedback für die Bewohner zuermöglichen.
4. Nachfrage nach Förder- und Beratungsangeboten sowie nach Feedback-Instrumenten erhöhen, beispielsweise durch zielgruppendifferenzierte Ansprache und dauerhafte Dialogangebote.
Quelle: co2online