WDVS bietet Kostenvorteile und hält lange
Der ehemalige Leiter der Hessischen Energiespar-Aktion Werner Eicke-Henning hat sich auf die Suche nach Preiserhebungen und Modellkalkulationen gemacht, aus denen die Kosten für ein Wärmedämmverbundsystem im Vergleich zu anderen Ausführungen einer Wärmedämmung hervorgehen. Das Ergebnis: Der ökonomische Vorteil des WDVS wurde über die Jahre immer wieder bestätigt. Lesen Sie hier seinen Beitrag dazu.
Wollte man Wände dämmen, wählte man vor der Energiekrise 1974 entweder eine Innendämmung oder die Vorhangfassade. So haben zum Beispiel viele Betonbauten der sechziger Jahre eine Innendämmung aus Holzwolleleichtbauplatten. Nach 1974 setzte sich das Wärmedämmverbundsystem als dominierendes System durch. Es war kostengünstig und passte zum überwiegend gewünschten Außenputz. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wohnungsbaugesellschaften setzen das WDVS deshalb zur Senkung der Heizkosten in ihren Mehrfamilienhäusern seit nunmehr 40 Jahren ein. Der ökonomische Vorteil des WDVS wurde über die Jahre immer wieder durch Preiserhebungen und Modellkalkulationen bestätigt.
So wurden 1977 die abgerechneten Kosten der Dämmsysteme an den Bauten veröffentlicht, die im Rahmen des Bauwettbewerbs THERMA entstanden sind. Bei diesem bundesweiten Wettbewerb des Bundesministeriums Bau ging es um Modellsanierungen, mit denen die "Möglichkeiten und Grenzen nachträglicher Wärmedämmung an Bestandsbauten" festgestellt werden sollten. Aufgabe der Wettbewerbsteilnehmer war es, Baumaßnahmen anzubieten und zu realisieren, mit denen der stündliche Wärmebedarf auf einen bestimmten Richtwert gesenkt werden konnte. Planer und ausführende Firma mussten ein gemeinsames, bindendes Angebot abgeben. Es wurden acht Objekte ausgeführt. Im Folgenden sind die abgerechneten Preise nach Ausführung in Euro pro m² Bauteilfläche inklusive Mehrwertsteuer dokumentiert.
Preisstand 1975 | Gesamtkosten inkl. MWST | |
Altbau | WDVS, 4-6 cm Polystyrolplatten, Verputz, Gerüst | 31,50-41,50 EUR/m² |
Altbau | Vorhangfassade, Faserzementplatten, Holz-Unterkonstruktion, 4-6 cm Dämmung, Gerüst | 35,50-57,50 EUR/m² |
Altbau | Ausschäumung Luftschicht in zweischaliger Wand 6 cm, Gerüst | 5,25 EUR/m² |
Für den Neubau gab 1990 die Hessische Heimstätte Fulda und Kassel (Landeseigene Wohnungsbaugesellschaft, heute: Wohnstadt AG) die folgenden Kostenwerte aus ihren laufenden Ausschreibungen an.
Preisstand 1990 | U-Wert [W/(m²K)] | Gesamtkosten inkl. MWST | |
Neubau | 24 cm Hohllochziegel, 8 cm Polystyrol, Verputz | 0,4 | 100 EUR/m² |
Neubau | 17,5 cm Kalk-Sandstein-Lochsteine, 8 cm Polystyrol, Verputz | 0,42 | 94 EUR/m² |
Neubau | Liapormauerwerk 36,5 cm, Verputz | 0,58 | 99 EUR/m² |
Neubau | Porotonmauerwerk 36,5 cm, Verputz | 0,78 | 92 EUR/m² |
Man beachte: Die vermeintlich billigeren Konstruktionen haben einen deutlich schlechteren U-Wert, also erhöhte Heizkosten |
1993 wurden zum Beispiel im IKARUS-Projekt der Universität München für die Bundestags-Enquete-Kommission "Schutz der Erdatmosphäre" folgende Kostenwerte für den Altbau auf Grundlage einer umfangreichen Musterkalkulation eines Baupreiskalkulationsbüros festgestellt.
Preisstand 1993 | Gesamtkosten inkl. MWST | |
Altbau | WDVS, 12 cm Polystyrolplatten, Verputz | 92 EUR/m² |
Altbau | Vorhangfassade, Faserzementplatten, Holz-Unterkonstruktion, 12 cm Glaswolle | 135,70 EUR/m² |
Altbau | Innendämmung, 6 cm Polystyrol, Gipskartonverbundplatte | 67,85 EUR/m² |
2016 teilte die ABG-Holding in Frankfurt folgenden Preisstand aus ihren Ausschreibungen für Passivhäuser mit. Das sehr günstige Niveau ergibt sich durch Verlässlichkeit im Markt: Regelmäßige Ausschreibungen und ein jährlich ähnliches Bauvolumen. Daraus entwickeln sich anbietende Handwerksbetriebe mit Erfahrung.
Preisstand 2016 | Gesamtkosten inkl. MWST | |
Altbau | WDVS 28 cm Polystyrol auf Altbauwand incl. Verputz | 130 EUR/m² |
Altbau | Vorstellwand aus Holz, Zelluloseausflockung 30 cm | 180 EUR/m² |
Neubau | 28 cm WDVS aus Polystyrol, 17,5 cm Kalk-Sandstein-Vollsteine, Verputz | 200 EUR/m² |
Neubau | Porosierte Ziegel 42,5 cm, Verputz | 340 EUR/m² |
Ebenfalls im Jahr 2016 erbrachte in Schleswig Holstein eine Musterausschreibung für Flüchtlingssiedlungen das folgende Ergebnis im Neubau für Wände mit dem U-Wert von 0,2 W/(m²K).
Preisstand 2016 | Gesamtkosten inkl. MWST | |
Neubau | 16 cm WDVS Polystyrol, Kalksandvollsteine, Verputz | 157 EUR/m² |
Neubau | Porenbetonwand 46,5 cm incl. Verblender | 235 EUR/m² |
Neubau | Porenbeton 40 cm, mit Verputz | 202 EUR/m² |
Immer wieder wird versucht, dem WDVS eine erhöhte Instandsetzungsrate anzudichten. Dies wurde genauso häufig widerlegt. In 35 Jahren untersuchten das Fraunhofer Institut Holzkirchen und das Institut für Bauforschung Hannover in sechs Studien den Zustand des WDVS an 21 Gebäuden und stellten nur die übliche Abnutzung fest. Das älteste existierende WDVS steht in Hauenstein/Pfalz und wurde 2018 schon 55 Jahre alt. Es ist bisher einmal gestrichen worden.
Autor: Werner Eicke-Henning
Quellen: G. Achterberg, IfBau, Realisierung der THERMA-Bauten, Bundesbaublatt Heft 4, 1977; Hessische Heimstätte, Baukostendatenblätter, Fulda Frühjahr 1990; Enquete-Kommission Schutz der Erdatmosphäre, Prof. L. Rouvel, TU München, Kostenermittlung für wärmetechnische Maßnahmen an der Gebäudehülle, München 1993; Vorstand Frank Junker, ABG Holding, Frankfurt, Vortrag 2016, Ludwigshafen; Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen ARGE, Kiel, Machbarkeitsstudie Flüchtlingswohnheime, Kiel 2016