Vielfalt bei der Innendämmung verunsichert

13. Februar 2013
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Die Hersteller von Dämmstoffen bieten eine Vielzahl von Systemen für die Innendämmung an. Diese unterscheiden sich in erster Linie durch die Art und Weise, wie sie mit dem Dampfdiffusionsstrom in die Wandkonstruktion umgehen.



Grob lassen sich Innendämmsysteme in drei Gruppen unterteilen:

    • kondensatverhindernde oder auch diffusionsdichte Systeme: Hier besteht das Grundprinzip darin, zu verhindern, dass Dampf und damit Feuchtigkeit von der Raumseite in den Dämmstoff eindringen kann. Üblicherweise erfolgt dies durch den Einbau einer Dampfbremse in Form einer Folie, oder in Form von Beschichtungen mit gleicher Wirkung.

 

    • kondensatbegrenzende oder auch diffusionsgebremste Systeme: Diese zielen darauf ab, den Feuchteeintrag in die Wandkonstruktion durch eine diffusionshemmende Schicht zu begrenzen. Es wird also ein Ausgleich zwischen unkritischen Feuchteeinträgen bei kühlen Außentemperaturen und Verdunstungen bei höheren Außentemperaturen zugelassen.

 

    • kondensattolerierende oder auch diffusionsoffene Systeme: Diese erlauben den Dampfdiffusionsstrom in die Wand hinein und sorgen dafür, dass die Feuchte aufgenommen und später kapillar an die Innenseite der Außenwand zurücktransportiert werden kann. Sie managen also die vorhandenen Kondensate, so dass das Feuchtigkeitsniveau in der Wand stets im unkritischen Bereich bleibt.



Kapillaraktive und diffusionsoffene Systeme

 

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Welches System eingesetzt werden sollte, hängt wesentlich von der vorhandenen Bausubstanz ab. Diffusionsdichte Systeme etwa verhindern zwar die Diffusion von Raumluftfeuchte in den Dämmstoff, gleiches gilt aber auch für die Austrocknung von Feuchte zur Raumseite hin. Daher bieten sich diese Systeme vor allem für Gebäude an, bei denen die Außenwände gut vor eindringender Feuchtigkeit etwa durch Schlagregen geschützt sind. Bei Gebäuden mit besonders feuchteempfindlichen Baustoffen wie Fachwerkhäusern dagegen bieten sich eher diffusionsoffene oder kapillaraktive Innendämmsysteme an.

Generell gilt: Werden Außenwände von innen gedämmt, gelangt infolge der Dämmung kaum noch Wärme in die Wandkonstruktion. Im Winter kann daher eindringende Feuchte nur unzureichend nach außen abtrocknen, die Gefahr von Frostschäden steigt. Daher sollte bei der Innendämmung eines Gebäudes wenn möglich immer auch für einen ausreichenden Schlagregenschutz gesorgt werden.

Der Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme e.V. empfiehlt, bei der Planung unter anderem auf folgende Grundregeln zu achten:

    • Vor Beginn der Planung muss die Außenwand auf Feuchtebelastungen und deren Ursachen geprüft werden.

 

    • Ein funktionsfähiger Schlagregenschutz ist die Grundvoraussetzung für ein dauerhaft sicheres Innendämm-System. Ist ein funktionstüchtiges Außenputzsystem nicht vorhanden, kann es z.B. durch Aufbringen eines Putzes mit hydrophober (wasserabweisender) Ausrüstung hergestellt werden.



Bestehende Norm ist nicht mehr zeitgemäß


Die vielen Systemvarianten und auch unterschiedlichen Sichten im Hinblick auf die Vor- und Nachteile der diffusionsoffenen und diffusionsdichten Systeme haben in den vergangenen Jahren bei Bauherren, Planern und Ausführenden zu einiger Verunsicherung geführt. Zwar existiert mit der DIN 4108, Teil 3 eine Norm, doch diese entspricht nicht mehr dem Stand der Technik. "Das gilt insbesondere für das dort festgelegte Nachweisverfahren", sagt Heiko Riggert, Leiter des Arbeitskreises Innendämmung im Fachverband WDVS. Denn die Norm sieht vor, dass mit dem Glaserverfahren ermittelt wird, ob und wo in einer Baukonstruktion Tauwasser anfällt. Dieses Verfahren berücksichtigt aber weder die Feuchteeinspeicherung noch die mögliche kapillare Rückleitung von Feuchtigkeit, wodurch moderne diffusionsoffene Dämmstoffe außen vor bleiben.

Richtlinie Innendämmsysteme

Richtlinie zur Innendämmung von Außenwänden. © IDSysteme


"Die Lösungsmöglichkeiten sind so vielfältig, dass eine Normung schwierig ist", weiß Riggert. Um dennoch etwas gegen die grassierende Unsicherheit zu unternehmen, hat der Arbeitskreis Innendämmung gemeinsam mit den beiden im Bereich Innendämmsysteme führenden Forschungsinstituten – dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik und dem Institut für Bauklimatik der TU Dresden – eine Qualitätsrichtlinie für die Planung und Ausführung von Innendämmsystemen erstellt. Darin werden die Bestandteile eines Innendämmsystems detailliert beschrieben sowie die einzelnen Schritte der Planung und Verarbeitung erläutert. Außerdem enthält die Richtlinie die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einbau.

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