Forschungsprojekt belegt: Gedämmte Häuser sind behaglicher
Bauweisen und Baustoffe haben einen signifikanten Einfluss auf die Wohnqualität. Das ist das Fazit einer umfassenden vergleichenden Baustoffanalyse des Baustoffherstellers Baumit nach zwei Jahren intensiver Forschung.
In den zwei Jahren haben die Baumit-Forscher im Viva-Forschungspark fünf Millionen Daten gesammelt. In jedem der zwölf Musterhäuser, die aus den unterschiedlichsten Materialien gebaut, aber ansonsten identisch sind, wurden 33 Sensoren installiert. Bei der Analyse und Auswertung der Daten zeigte sich: Bei fast allen Behaglichkeitsevaluierungen schneidet das ungedämmte Haus schlechter ab. Das berichtet Dr. Jürgen Lorenz, Leiter Forschung und Entwicklung der Baumit Beteiligungen GmbH, im Fachmagazin ausbau+fassade.
Der Viva-Forschungspark wurde 2015 gestartet. Um reale Wohnsituationen zu simulieren und den Zusammenhang zwischen Baustoffen und deren Auswirkungen auf den menschlichen Organismus untersuchen zu können, entstanden in Wopfing bei Wien mittlerweile zwölf Häuser mit einer Außenabmessung von jeweils vier mal fünf Metern. Vom Massivbau über Beton, Vollziegel, Holz und Holzriegel-Leichtbauweise ist alles vertreten. Für alle Gebäude gilt jedoch der gleiche U-Wert, außerdem sind die außenklimatischen Bedingungen aufgrund des gemeinsamen Standortes für alle gleich. Ideale Bedingungen für vergleichende Forschungen also.
Dämmung schützt vor sommerlicher Überhitzung
Gesünder Wohnen, so die Forschungsergebnisse, setzt sich aus Schadstofffreiheit, einem gesunden Raumklima und verbesserter Raumluft zusammen. All diese Faktoren lassen sich durch die Wahl der richtigen Baustoffe beeinflussen. Häuser mit guter Außendämmung und Innenmasse speichern die Energie am besten und gleichen kurzfristige Temperaturschwankungen optimal aus. Die Messergebnisse im Jahrhundertsommer 2015 mit Temperaturen bis 36° C zeigten, dass die Wärmedämmung maßgeblich vor sommerlicher Überhitzung schützt: Die gedämmten Häuser wiesen bis zu 5° C tiefere Temperaturen auf als das Haus ohne Wärmedämmung. Konket brachte es das ungedämmte, mit 25er Ziegeln gebaute Haus auf über 30 Grad. Die mit Ziegeln oder Beton gebauten und gedämmten Häuser hingegen erreichten ein Mittel von 26° C, obwohl die südseitigen Fenster der Forschungshäuser nicht mit Rollladen beschattet wurden.
Neben der Wärmedämmung erwies sich auch die Speichermasse der Wandkonstruktion als entscheidender Einflussträger auf die Temperatur. So ergaben die Messungen, dass die massiven, schweren Wände die Sonnenwärme speicherten und sie erstwährend der kühleren Abend- und Nachtstunden wieder abgaben. Dieser Effekt sorgte für konstantere Innenraumtemperaturen und im Sommer für ein generell kühleres und angenehmeres Innenraumklima. Fazit: Je »leichter« die Bauweise der Wandkonstruktion ist, desto höher waren die gemessenen Innenraumtemperaturen, obwohl alle Wandbilder den exakt gleichen U-Wert und auch gleiche Dämmwirkung aufwiesen.
Wärmedämmung reduziert den Energieaufwand
Die Messergebnisse aus den Heizmonaten im Zeitraum Dezember 2015 bis Januar 2016 haben außerdem ergeben, dass wer sein Haus dämmt, seinen Energiebedarf je nach Gebäudekonstruktion um das bis zu 2,5-fache reduzieren kann. Um die Wohlfühltemperatur von 21 Grad Celsius im Innenraum zu erhalten, musste in den gedämmten Häusern (U-Wert von 0,15) nur 40 Prozent der Energie aufgewendet werden, die das ungedämmte Ziegelhaus benötigte.
Bei einem simulierten Heizungsausfall von zwei Tagen in allen Messhäusern bei 21° C Innentemperatur und Außentemperaturen von – 12° C zeigten sich erstaunliche Unterschiede in der Wärmespeicherfähigkeit der einzelnen Wandkonstruktionen. So wies das ungedämmte Haus nach zwei Tagen nur mehr eine Wandtemperatur von 1° C und eine Innenraumtemperatur von 4° C auf. Die gedämmten Massivhäuser hielten sowohl bei Wandtemperaturen als auch Innenwerten zwischen 15° C und 17° C.
Quelle: ausbau+fassade, Dr. Jürgen Lorenz