Wie Fassaden algenfrei bleiben
Das Thema Grünbildung auf der WDVS-Fassade beschäftigt nach wie vor unsere Blog-Leserschaft, wie die Kommentare zeigen. Es ist auch wirklich hochaktuell, denn aufgrund des Klimawandels steigt die durchschnittliche Temperatur in unseren Breiten und zusammen mit der immer geringer durch Umwelteinflüsse belasteten Luft verbessern sich die Lebensbedingungen von grünbildenden Mikroorganismen.
Damit steigt die Gefahr, dass Algen oder Moose Fassaden besiedeln. Die Zunahme der Grünbildung in der jüngeren Vergangenheit ist ein Indiz dafür.
Ich habe in meinem Beitrag „Grünbildung ist kein spezifisches WDVS-Problem“ schon darauf hingewiesen, welche Faktoren beim Schutz vor Grünbildung zu beachten sind: Es gilt, dauerhafte Feuchte auf der Wandoberfläche zu verhindern und weitere Risiko-Faktoren wie Gebäudelage und angrenzende Bepflanzungen zu berücksichtigen. Hier skizziere ich nun vier Erfolg versprechende Lösungsansätze, die auch diese Risiko-Faktoren berücksichtigen. Mehr dazu, wie Sie Algen auf der Fassade verhindern können.
Gerade bei besonders gefährdeten Gebäuden bieten sich Farben mit sogenannten Filmkonservierern bzw. Bioziden an. Ein Problem der Vergangenheit war dabei, dass die wasserlöslichen Wirkstoffe schnell auswuschen – und dann die Schutzwirkung fehlte und die Stoffe zudem die Umwelt belast(et)en. Führende Fassadenfarbenhersteller haben deshalb gekapselte Filmkonservierer entwickelt, bei denen durch die deutlich verringerte Auswaschung die volle Schutzfunktion über einen längeren Zeitraum erhalten bleibt.
Diese Farben gibt es fertig gemischt – oder der Algenschutz wird individuell beim Anstreichen zugesetzt. Dann legt der Profi den benötigten Algenschutz auf der Baustelle selbst fest, unter Berücksichtigung der o.g. Risiko-Faktoren.
Da „Chemie“, wie eben auch die Filmkonservierer, allerdings aufgrund des gestiegenen Umweltbewusstseins prinzipiell zunehmend kritischer gesehen wird, liegen naturnahe Alternativen im Trend. Das führte zur Entwicklung von Farben wie „Lotusan“: Professor Wilhelm Barthlott von der Universität Bonn hatte festgestellt, dass Niederschlagswasser von den Blättern der Lotuspflanze abperlt – aufgrund der Oberflächenbeschaffenheit ihrer Blätter. Der Effekt: Der Regen reinigt das Blattwerk. Nach diesem sogenannten Lotuseffekt funktionieren auch die Lotusan-Farben.
Die durch die wasserabweisende Wirkung abperlenden Wassertropfen reinigen die Fassade automatisch. Zudem bleiben Sporen von Mikroorganismen nicht an der Wandoberfläche haften. Dadurch sinkt auch die Gefahr der Algenbildung. Die Farben beweisen ihre Praxistauglichkeit seit mehr als 10 Jahren, so dass von einer dauerhaften Schutzwirkung auszugehen ist.
Auch konventionelle naturnahe Anstriche schützen. So sind silikatische Endbeschichtungen oder Kalkfarben dank ihrer Alkalität ebenfalls eine natürliche Methode, um Grünbildung zu verhindern. Da Algen und Pilze einen möglichst neutralen Untergrund bevorzugen, sorgt ein hoher alkalischer ph-Wert in der Regel für eine algenfreie Fassade. Ideal sind Anstriche, bei denen die Alkalität lange hoch bleibt.
Wenn die Vergrünung schon eingetreten ist, genügt ein Schutzanstrich nicht. Dann muss die Fassade zunächst gereinigt werden. Das erfolgt am effektivsten mit einem Hochdruckreiniger, wobei der Befall dabei nicht in die Kapillaren hineingedrückt werden darf. Außerdem ist es sinnvoll, die Fläche anschließend zu desinfizieren – und dem Desinfektionsmittel vor dem Auftrag der Grundierung und des Schlussanstriches ausreichend Zeit zur Einwirkung zu geben.
Grundsätzlich ist festzuhalten: Die eine optimale Lösung, die Algen auf Fassaden verhindert bzw. bekämpft, gibt es nicht. Die Beteiligten – Auftraggeber, Planer und Verarbeiter – müssen je nach Objekt individuell entscheiden, wie gefährdet einzelne Fassadenbereiche sind und welche Maßnahmen angesichts der objektspezifischen Risikofaktoren am effektivsten schützen und ökologisch wie ökonomisch sinnvoll sind.
Und: Kein noch so ausgeklügelter Schutz gewährleistet zu hundert Prozent, dass sich nicht doch irgendwann Algen, Flechten oder Moose auf Teilen der Fassade niederlassen. Dieses Risiko lässt sich eben nur auf ein sehr geringes Maß eindämmen. Grund zur Panik gibt es aber auch dann nicht: Eine „grünende“ Fassade ist in der Regel bei aller zu verstehenden Verärgerung des Hausbesitzers nur ein optischer Mangel.
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