WDVS hält ein „Fassadenleben“ lang
Beim baulichen Wärmeschutz mit Wärmedämmverbundsystemen haben manche Bauherren „Bauchschmerzen“. Sie stellen sich die Frage: Wird die Fassade meines Hauses mit der (neuen) Wärmedämmung auch über die nächsten Jahrzehnte schadensfrei bleiben?
Diese Bedenken erhielten in der jüngeren Vergangenheit zusätzlich „Nahrung“ durch einige Medien-Berichte über die angebliche Schadensanfälligkeit von WDVS. Liebe Bauherren, ich kann Sie guten Gewissens beruhigen. Meine Antwort lautet eindeutig „ja“, wenn der ausführende Handwerker fachgerecht gearbeitet hat und bei den Detaillösungen die Montageanleitungen des Systemherstellers mit der gebotenen Sorgfalt beachtet.
Zu dem Thema Dauerhaftigkeit lohnt sich ein Rückblick in die Historie. Die Diskussion über die angebliche Schadensanfälligkeit von Wärmedämmverbundsystemen ist nämlich fast so alt wie ihre zunehmende Verwendung seit Anfang der 1960er Jahre. Schon seit Mitte der 1970er Jahre werden vom Fraunhofer Institut für Bauphysik in Holzkirchen in regelmäßigen Abständen Untersuchungen zur Dauerhaftigkeit von WDVS-Fassaden durchgeführt. Das Langzeitverhalten von WDVS-gedämmten Außenwänden erforschte auch das Institut für Bauforschung aus Hannover in den 90er Jahren.
Die beiden renommierten Institute kamen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass sich Außenwände mit Wärmedämmverbundsystemen hinsichtlich ihrer Schadensanfälligkeit auch über einen langen Zeitraum nicht von herkömmlichen Putzfassaden ohne WDVS unterscheiden. So ist es kein Wunder, wenn heute Gebäude mit in der 60er Jahren aufgebrachter Dämmung auch noch nach mehr als 40 Jahren schadensfrei sind.
Die bei den Untersuchungen festgestellten Schäden an WDVS-Fassaden beruhten in der Regel auf Planungs- bzw. Ausführungsfehlern und nicht auf bauphysikalischen System-Problemen. Eher im Gegenteil: Die Schadensanfälligkeit von WDVS-Fassaden liegt nach Angaben des Fachverbandes Wärmedämmverbundsysteme bei weniger als ein Prozent und fällt damit sogar besonders niedrig aus. Ein Grund ist laut Fraunhofer Institut die Entkopplungswirkung der Dämmschicht.
Durch intensive Schulung der Verarbeiter im Umgang mit WDVS und die Weiterentwicklung der Systemkomponenten hat sich die Systemsicherheit zudem stetig erhöht, so dass mittlerweile generell von einer durchschnittlichen Schadensfreiheit von deutlich über 30 Jahren auszugehen ist.
Mehr Sachlichkeit ist meiner Ansicht nach also beim Thema „Dauerhaftigkeit von Fassadendämmsystemen“ gefordert. Die Grünbildung von Fassaden durch Algen ist zum Beispiel nicht, wie ein viel diskutierter Fernsehbeitrag suggeriert, ein durch WDVS gefördertes Problem. Grünbildung tritt genauso bei herkömmlichen Putzfassaden auf und wird unabhängig vom Wandaufbau maßgeblich von einer Reihe von Faktoren beeinflusst.
Dazu zählen unter anderem mangelnder Schutz vor Durchfeuchtung durch unzureichende Dach- und Fensterbanküberstände. Auch wenn nahe an der Fassade stehende Bäume oder Büsche durch Verschattung die Trocknung der Außenwand verzögern, trägt dies wesentlich zur Gefahr von Grünbildung bei.
Ausschlaggebend für die Dauerhaftigkeit einer mit WDVS ausgestatteten Außenwand ist, wie bei jeder Fassade, die fachgerechte Planung und Montage (die individuelle Standortbelastungen berücksichtigt) und die regelmäßige Wartung und Pflege. Jede Fassadenverkleidung unterliegt durch Wind und Wetter einem natürlichen Substanzverlust.
Immobilienbesitzer sollten deshalb die (WDVS-)Fassaden ihres Gebäudes regelmäßig von einem Fachmann kontrollieren lassen und dabei insbesondere die Anschlussfugen auf Dichtigkeit überprüfen. Bei der Auswahl der Renovierungsanstriche ist auf einen geringen Diffusionswert und Wasseraufnahmewert zu achten.
Fazit: Wer seine Fassaden hegt und pflegt, wird mit hoher Sicherheit lange Freude an ihnen haben.
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