Naturdämmstoffe – ein wertvolles Nischenprodukt
Bei der Festlegung des Wärmeschutzes eines Gebäudes sind sehr differenzierte Ansprüche zu berücksichtigen, dass ist unseren Blog-Lesern angesichts zahlreicher Kommentare und begleitender Fachinformationen mittlerweile bewusst. So wünschen sich beispielsweise Bauherren mit hoher ökologischer Präferenz bei Wärmedämm-Maßnahmen an ihrem Haus oft ein reines Naturprodukt als Dämmstoff. Als mögliche Alternativen zu herkömmlichen Dämmstoffprodukten wie Styropor und Mineralwolle werden deshalb von diversen Herstellern sogenannte Naturdämmstoffe angeboten.
Ob nun Holzfasern, Holzspäne, Hanf, Schafwolle, Flachs, Schilf, Kokos, Zellulose oder Kork – die Bandbreite an Naturdämmstoffen ist groß. Sie kommen zum großen Teil schon seit Jahrhunderten als baulicher Wärmeschutz zum Einsatz. Naturdämmstoffe werden übrigens, vor allem als Holzspan- und Holzweichfaserdämmplatten, auch schon längst als wärmedämmende Komponente in Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS) eingesetzt.
Ein Naturdämmstoff ist aber nicht grundsätzlich ökologischer als z. B. ein herkömmlicher Dämmstoff. Bei einer ganzheitlichen Betrachtung in Form einer Ökobilanz wirkt sich beispielweise bei einem Dämmstoff aus Kokosfasern der lange Transportweg negativ aus. Außerdem beinhalten Naturdämmstoffe als Brandschutzmittel oder Schutz vor Schädlingen teilweise in sehr geringen Mengen kritisch zu bewertende Zuschlagsstoffe wie Borsalze, Molke oder Aluminiumsulfate. Größtmögliche Sicherheit hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsschutz bietet dem Verbraucher deshalb auch bei einem Naturdämmstoff nur eine Volldeklaration des Herstellers.
Davon einmal abgesehen, ist ihr Anteil am Gesamtdämmstoff-Markt trotz der generell vorhandenen umweltschonenden Vorteile mit rund sechs Prozent relativ gering. Die Gründe sind vielfältig. So ist der Einsatz von Naturdämmstoffen nach den Landesbauordnungen für viele Gebäude bzw. Gebäudebereiche wegen unzureichender Brandschutzklassifizierung gar nicht zulässig.
Ihre Verwendung als Flachdachdämmung und im Perimeterbereich einer Fassade ist ebenfalls bauaufsichtlich nicht erlaubt. Sie sind in der Regel auch in der Dämmwirkung aufgrund höherer Wärmeleitfähigkeit deutlich weniger effektiv als herkömmliche Dämmstoffe und erfordern deshalb meistens eine größere Dämmstoffdicke. Dies ist aber schon aus baurechtlichen Gründen oft nicht möglich. Außerdem muss der Bauherr bei Verwendung eines Naturdämmstoffes normalerweise mit höheren Kosten beim Wärmeschutz rechnen.
Damit kein falscher Verdacht aufkommt: ich will keinen Leser vom Einsatz eines Naturdämmstoffes abraten. Die Nutzungs-Einschränkungen, denen Naturdämmstoffe unterliegen, hat der Auftraggeber bei der Festlegung einer Wärmedämm-Maßnahme zwangsläufig zu beachten. Wird ein Naturdämmstoff optimal genutzt, ist er aufgrund funktioneller Vorteile insbesondere bei speziellen Dämm-Maßnahmen (wie Einblasdämmung oder Hohlraumschüttung) nicht nur aus ökologischer Sicht empfehlenswert.
Für die Auswahl gilt ansonsten das Gleiche wie für konventionelle Dämmstoffe. Angesichts der sehr unterschiedlichen Anforderungen an den Wärmeschutz muss immer objektspezifisch entschieden werden. Manche Bauhandwerker und Planer verfügen allerdings nur über wenig Erfahrung mit dem Einsatz von Naturdämmstoffen.
Unter www.haus.de/bauen/energietechnik/oekologisch-daemmen-daemmstoff-vergleich.htm können Sie sich dank für den Laien verständlicher Erläuterungen schon vorab gut informieren. Wer es detaillierter möchte, dem bietet das Bauzentrum München mit dem vom Baubiologen Herbert Danner erarbeiteten Fachbeitrag „Ökologische Wärmedämmstoffe im Vergleich 2.0“ eine besonders umfassende Darstellung einzelner Naturdämmstoffe mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen.
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