Häuser gehen nicht in Rente
Die meisten Menschen gehen im Alter zwischen 60 und 65 in den wohlverdienten Ruhestand. Aktuell sind dies die Jahrgänge 1948 bis 1953, die jetzt ihren Alltag umbauen. Bei vielen stehen „Gesundheit“ und „Fitness“, „Freizeit“ und „sich wohlfühlen“ auf der To-Do-Liste ganz oben
Auch für Häuser aus dieser Zeit, Baujahr 1950 und älter, stehen große Veränderungen an. Denn das, was beim Menschen nur in sehr engen Grenzen funktioniert, geht bei alten Häusern sehr wohl: Eine Verjüngungskur. Und die beginnt mit der Gebäudehülle (Fassadendämmung, Fenster, Dach). Teil Zwei der Aus-alt-mach-neu-Aktion ist meist die Erneuerung der Haustechnik, Teil Drei die Innenraumgestaltung von „dekorativen Wandbeschichtungen“ bis hin zu einer komplett neuen Raumaufteilung (Mauern raus, neue Wände rein).
Bei älteren Häusern muss vor dem Umbau ein gutes Konzept erstellt werden. © Baumann |
Doch bei älteren Häusern muss vor einem Umbau einiges beachtet werden. Als erstes muss ein Energie-Effizienz-Konzept her (wer will schon nach dem Umbau in einer hochglanzpolierten Energieschleuder wohnen?) Das bedeutet, dass die Qualität des Mauerwerks, die Dicke einer eventuell vorhandenen Dachdämmung und das Alter der Fenster ermittelt und dokumentiert werden müssen. Auch die Art und der Zustand der Heizungsanlage sind von großer Relevanz. Dann kann der Umfang der (energetischen) Modernisierung definiert werden.
Nächste Fragen: Was sollte erhalten bleiben, was kann sogar an alter Bausubstanz richtig in Szene gesetzt werden, was sollte abgerissen und erneuert werden?
Wer in der Zeit zurückblickt, erkennt, dass sich im Laufe der Jahrzehnte (vor allem ab 1950) die Materialien für den Hausbau ständig gravierend verändert haben, sprich: verbessert wurden. Bis etwa 1940 war das Baumaterial fast immer dasselbe: hauptsächlich Backsteine, Beton, Holz und etwas Stahl. Die Decken bestanden entweder aus Stahlträgern mit Beton-Füllung, einfach aus Holz oder es wurden Gewölbe aus Ziegel und Stampfbeton konstruiert. Nur in der Nachkriegszeit musste man schwer improvisieren: Aus Trümmerschutt und Bretterresten wurden die dringend benötigten Unterkünfte errichtet, von denen übrigens erstaunlich viele heute noch bewohnt werden.
Die energetische Modernisierung von Wohnhäusern aus der Zeit bis zum zweiten Weltkrieg ist meist unproblematisch. Denn Dach, Fassade und Fenster den heutigen Ansprüchen anzupassen, ist längst Routine (Fassadendämmung 16 Zentimeter dick, Dachdämmung 24 Zentimeter, moderne, dreifach verglaste Fenster wählen, effiziente Heizung einbauen).
Besonderheit bei Häusern ab Baujahr 1945: Wer ein Haus aus dieser unmittelbaren Nachkriegszeit bewohnt, geerbt oder gekauft hat, wird eventuell auch über einen Abriss nachdenken, wenn sich herausstellen sollte, dass die strategischen Bauteile wie Dachbalken, Wände, Decken und vor allem der Keller minderwertig sind und ihre Dienste längst erfüllt haben. Bei Häusern aus dieser Bau-Epoche ist es empfehlenswert, mit einem versierten Experten die Bausubstanz zu prüfen, ehe man zigtausend Euro in das Gebäude investiert.
Wenn das Haus in seiner Substanz aber noch einwandfrei ist, gibt es noch eine ganz andere Herausforderung: Die Raumaufteilung. Oft bietet es sich an, aus zwei oder drei vorhandenen Winzig-Räumen einen großzügigen Wohnraum zu schaffen. Und auch die Bäder sind nahezu immer eine architektonische Herausforderung (Motto: Alles muss raus – auch so manche Wand). Ein guter Planer und ein Statiker gehören also zwingend ins Berater- und Umbauteam.
So unterschiedlich die Ansätze letztendlich auch sein mögen. Für alle Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen gibt es EINE einheitliche Überschrift: „Wenn man schon modernisiert, dann bitte richtig.“ Denn eine erneute Sanierung nach nur 10 oder 15 Jahren ist extrem unwirtschaftlich.
Und noch eines gilt für alle Häuser, die saniert werden: Es ist ein Aufbruch in eine neue Zeit, eine Art Wiedergeburt: Denn Häuser gehen eben nicht in Rente. Das Allerbeste: Für den Totalumbau gibt es weiterhin Top-Förderprogramme mit niedrigen Zinsen und Zuschüssen als Geld-Geschenk: Und das nicht nur zur Weihnachtszeit.
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