Einen Tipp habe ich gleich vorneweg: Wenn Sie einen Energieberater beauftragen, fragen Sie nach, wie er oder sie selbst wohnt. Das sagt schon einiges darüber aus, was man von der Beratung erwarten kann. Ist dem Berater persönlich etwas am Klimaschutz gelegen?

Liegt ihm mehr an einer rein wirtschaftlichen Lösung? Ist er ein "Technik"-Freak oder ein "Überzeugungs-Täter", der das, was er andern rät, auch selbst umsetzt?

Natürlich ist das Know-How über Technik, Wirtschaftlichkeit und Förderprogramme ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl eines Energieberaters. Welche Hersteller welche Produkte anbieten, welche technischen Systeme marktfähig sind, wie es um die Wirtschaftlichkeit verschiedener Energieträgern bestellt ist oder welche Förderprogramme sich wie gerade wieder geändert haben, sollte der Energieberater immer parat haben. Bei einer guten Energieberatung geht es aber darüber hinaus um viel mehr als die reine Wissens-Vermittlung.

Punkt 1: Psychologie. Ein guter Berater versetzt sich immer in die Lage des Kunden: Was treibt den Kunden um? Ist er ein Idealist, der zum Klimaschutz beitragen möchte und dafür gerne auch ein paar Euro mehr bei Hausbau oder Sanierung ausgeben will? Geht es ihm hauptsächlich um eine günstige Lösung, weil die finanziellen Mittel begrenzt sind? Nur wenn der Berater weiß, was den Kunden bewegt, kann er ihn mit seinen Empfehlungen auch erreichen. Und nur dann kann er Vorschläge machen, die für den Bauherren als Entscheidungsgrundlage nützlich sind.

Punkt 2: Kommunikation. Das bedeutet vor allem: Zuhören! Viele Berater reden zu viel und überfordern ihre Kunden mit technischen Details. Oft setzen sie zu viel Wissen beim Kunden voraus, als Folge versteht der Kunde die Empfehlungen nicht, da sie zu detailliert sind. Oder umgekehrt: Der Kunde weiß bereits viel mehr, als der Energieberater denkt, dann sind die Empfehlungen zu allgemein und nützen wenig. Solche Situationen können nur vermieden werden, wenn der Kunde zu Wort kommt. Gute Energieberatung ist immer auch ein Dialog.

Punkt 3: Individualität. Jeder Kunde ist anders, aber auch jedes Objekt. Wenn der Kunde den Eindruck hat, für sein Haus eine Beratung von der Stange zu bekommen, ist er häufig nicht bereit, in eine Maßnahme zu investieren. Hier ist weniger oft mehr: die Aspekte, die einem Kunden nicht so wichtig sind, sollten auch in der Beratung weniger Gewicht haben. Die Aspekte, auf die er viel Wert legt, müssen umso ausführlicher behandelt werden. Hier schließt sich der Kreis zur Kommunikation: Die individuelle Lösung kann man nur finden, wenn man vorher gut zugehört hat.

Punkt 4: Abstraktionsvermögen. Alle Energieberater haben das Problem, dass ihre Kunden für eine Beratung nicht viel ausgeben möchten. Die Gewichtung des Budgets sollte daher bereits frühzeitig festgelegt werden. Eine tiefgreifende Analyse nützt nichts, wenn nicht auch Zeit bleibt, um über die Ergebnisse zu reden. Andererseits bleiben Beraterempfehlungen ohne Vor-Ort-Kenntnisse über das Objekt oft zu allgemein. Das heißt für den Berater, dass er zielgerichtet arbeiten und gut abstrahieren können muss. Das Rad muss nicht jedes Mal neu erfunden werden. Durch seine Kenntnis über ähnliche, bereits umgesetzte Projekte sollte es dem guten Energieberater möglich sein, auch Erfahrungen anderer  gewinnbringend zu übertragen.

Punkt 5: Praxiserfahrung. Alle Theorie ist grau. Der Kunde mag als Ergebnis der Beratung einen schönen Bericht mit sinnvollen Empfehlungen vor sich liegen haben, doch ist dieser auch in der Praxis umsetzbar? Ein guter Berater sollte Erfahrung mit den Abläufen auf einer Baustelle haben. Wie geht es dort zu, mit welchen Fallstricken muss man bei der Umsetzung rechnen?  Wie funktioniert eine gute Bauleitung, wie kommuniziere ich mit den Beteiligten auf der Baustelle? Und wie komme ich zu einer belastbaren Kostenkalkulation?

Die große Herausforderung für einen guten Energieberater ist es heute, all diese Anforderungen unter einen Hut zu bekommen. Das geht nur, wenn der Berater in allen Bereichen auf dem neuesten Informationsstand ist. Das zentrale Thema der Zukunft heißt Weiterbildung, egal ob zu Förderprogrammen, politischen Rahmenbedingungen oder im Bereich Kundenkommunikation. Ein guter Energieberater sollte sich dazu verpflichtet sehen, immer auf dem Laufenden zu bleiben und sich auf einem flexiblen, umkämpften Markt kontinuierlich weiterzuentwickeln. Fachlich wie persönlich.

 

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Mieterbund und Haus & Grund fordern Umdenken in der Gebäudesanierung » Wärmedämmverbundsystem | Info Dienstag, 11. Februar 2014 20:20
[…] energetischer Modernisierungsmaßnahmen. Hierzu bedarf es einer flächendeckenden, neutralen Energieberatung, die in das Fördersystem einzubeziehen […]

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