Gemeinsam optimieren
Was landläufig Mengenrabatt heißt, könnte die energetische Sanierung von Gebäuden preiswerter machen. Statt jedes Gebäude eines Ensembles, einer Siedlung oder Straße einzeln anzugehen, modernisiert man gleich alle zusammen. „Konvoisanierung“ nennt sich diese plausible Idee.
Fassadendämmung ist teuer. Sagt man. Auf den ersten Blick ist das eine naheliegende Feststellung, denn tatsächlich ist die energetische Sanierung nicht zum Nulltarif zu haben. Doch muss man die Sanierungskosten als Investition mit Langzeiteffekt sehen und die Summe der Kosten auf die Nutzungsjahre umlegen. Und die belaufen sich locker auf 30 Jahre – oft sogar noch deutlich länger. Alles relativ also? Nicht ganz, schließlich gilt es, die Sanierungskosten dennoch in einem Schub zu stemmen.
Und aus diesem Grund könnte man ja mal über Sparpotenziale nachdenken. Damit ist nicht gemeint, sich die billigste Montagetruppe zu suchen, die dann die Fassade mit einer Schnäppchen-Dämmung versieht. Diese Strategie wird sich zweifellos eher über kurz als über lang rächen, weil man zu Billigpreisen keine dauerhafte Qualität erwarten kann – weder seitens des Dämmsystems, noch im Hinblick auf die Ausführung. Die Folge: Nach wenigen Jahren steht die Sanierung der Sanierung an, weil entscheidende Qualitätskriterien nicht erfüllt werden, Verarbeitungsfehler zu eklatanten Schäden im System führen.
Wer wirklich sparen möchte, sollte sich eine andere Strategie anschauen. Die nennt sich „Konvoisanierung“ und wird derzeit in Baden-Württemberg erprobt. Hinter dem ungewöhnlichen Begriff verbirgt sich die Idee, nicht jedes Gebäude eines Ensembles, eines Straßenzugs oder einer Siedlung einzeln zu sanieren, sondern möglichst alle Objekte in einem Rutsch. Durch diesen Skaleneffekt reduzieren sich die Gesamtkosten und damit auch der Investitionsbedarf für jede beteiligte Immobilie. Das größte Potenzial bieten Häusergruppen mit gleicher Typologie, zum Beispiel Siedlungen aus Gebäuden mit identischer Bauweise und Proportionen.
Aber auch bei Blocks mit verschiedenen Gebäudetypen lässt sich die Konvoisanierung umsetzen. Angst vor einer Uniformität ist übrigens unbegründet – natürlich lassen sich die Dämmsysteme individuell gestalten und damit die einzelnen Gebäude differenzieren. Farbe, Oberflächenstrukturen und -materialien oder Profilierungen bieten ein Repertoire, aus dem professionelle Gestalter eine Vielzahl an Konzeptvarianten entwickeln können.
So viel zur schönen Theorie – in der Praxis aber sieht die Sache weniger stringent aus. Ist es mitunter kaum möglich, die Interessen innerhalb einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) unter einen (konstruktiven) Hut zu bekommen, so scheinen die Divergenzen zwischen Nachbarn nahezu unlösbar zu sein – und an eine gemeinsame Sanierungsstrategie nicht zu denken.
Dabei bieten sich beispielsweise auch Reihenhäuser fast schon idealtypisch für die Konvoi-Sanierung an: Baujahr und –weise sind identisch, oft auch der Grad der Instandhaltung. Gerade bei diesen Bauwerken würde die Konvoisanierung aufwändige Anschlussarbeiten oft erübrigen – wenn die durchgehenden Fassaden auch durchgehend bearbeitet werden können.
Dass der Horizont oft nicht weiter reicht als bis zur eigenen Haustür, ist eine ernüchternde Erfahrung, die auch bei den erwähnten Pilotprojekten erkennbar wurde. Und das, obwohl die Höhe der Kosten regelmäßig als Argument gegen die energetische Sanierung herhalten müssen – eigentlich sollte da doch jede seriöse Option der Kostenreduzierung willkommen sein.
„Konvoisanierung“: Ein neues Aufklärungsfeld für Energiebrater und Energieagenturen?