Einfach mal so dahingesagt: Das war eine starke Woche für die Energieeffizienz
Die oft klugen und auch für Laien nachvollziehbaren Kommentare und Antworten von Bauprofis auf Pressemeldungen, in denen die so genannten Dämmkritiker mit ihren meist absurden Ansichten und „Erkenntnissen“ zitiert werden, kann kein Mensch mehr zählen.
Und doch scheinen diese Kommentare und Antworten noch nicht überall angekommen zu sein. Immer noch ist vereinzelt zu lesen, Dämmung würde brennen, lohne sich nicht, sei wirkungslos, verschandele die Häuser, würde schimmeln und veralgen und so weiter. Es sind immer wieder Sätze, die einfach so dahingesagt werden – die Antworten und Richtigstellungen sind da schon erheblich umfangreicher (siehe zum Beispiel hier im Blog!).
Hinzu kommt: Die Bauszene hat hinter den Kulissen geschlossen an technischen Lösungen gearbeitet, um das ohnehin schon sehr gute noch weiter zu verbessern. Es wurden etliche Konferenzen und Tagungen abgehalten, um auch auf die noch so kleinste Kritik sachlich reagieren zu können. Diese Antworten sind fundiert, ausführlich, nachprüfbar. Was sie nicht sind: Man kann sie nicht einfach so in einem Satz dahinsagen. Man muss sich schon ausführlich damit beschäftigen. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Konferenzen und Tagungen hat schließlich der Fachverband Wärmedämmverbundsysteme im „Leitfaden WDVS“ nachvollziehbar zusammengetragen: www.dbz.de/LeitfadenWDVS. Prädikat: Bitte aufmerksam durchlesen.
Eine der deutlichsten Botschaften und Erkenntnisse ist nun der Hinweis, dass Dämmung der General-Schlüssel zum Klimaschutz ist. Wir alle tragen die Verantwortung für unser Klima. Jeder, der in einem ungedämmten Gebäude unnötig fossile Energien verfeuert, schadet damit sich und der Allgemeinheit. Gerade die Kombination aus Energieeffizienz und Klimaschutz wird immer mehr zu einem Gesamtthema, wie allein die vorige Woche eindrucksvoll bewies: 1. Juni, Emmendingen bei Freiburg. Auftaktveranstaltung im Rathaus der neuen Kampagne „Energiehaus Emmendingen – unser Haus, unsere Zukunft“.
Hintergrund: Die Stadt Emmendingen hatte mit der Quartierssanierung „Stadtteilkampagne Bürkle-Bleiche“ zweimal den Landeswettbewerb „Klimaneutrale Kommune“ gewonnen. Vorige Woche wurde dann der Abschluss der alten und der Startschuss der neuen Kampagne zur regelrechten „Sternstunde der Energieeffizienz“: Grußworte und Impulsvorträge kamen von Oberbürgermeister Stefan Schlatterer, von Rüdiger Fleck, dem neuen Chef der Freiburger Energieagentur, und von Ministerialdirigent Martin Eggstein, der ein eindringliches Plädoyer für mehr Klimaschutz hielt. Philipp Oswald, Klimaschutzmanager im Landkreis, gab Einblick in seine Aufgaben: Global denken, lokal handeln.
In Emmendingen wurde wieder einmal deutlich: Jede Kampagne ist so stark wie ihre Akteure. Und eine Kampagne muss gut geführt werden. Die Emmendinger haben da in doppelter Sicht ein gutes Händchen bewiesen. Klimaschutzmanager Armin Bobsien hält dort die Fäden zielgerichtet in der Hand und ist als Chef-Netzwerker wohl kaum zu toppen. Denn bei der Auftaktveranstaltung im Rathaus war deutlich zu spüren, wie außergewöhnlich gut Stadtverwaltung, regionale Bauszene, lokales Energieberater-Netzwerk, Handwerkskammer und auch die Bürger, um deren Häuser es letztlich geht, kooperieren: Eine Sternstunde eben.
So war schließlich auch der Höhepunkt der Veranstaltung die Ehrung von 14 Bürgerinnen und Bürgern, die ihre Häuser vorbildlich saniert hatten. Auf Nachfrage äußerten sich alle Hausmodernisierer durchweg positiv. Negativsignale, wie sie häufig im Zusammenhang mit der energetischen Modernisierung in den Medien zu finden sind, konnte keiner der anwesenden Bürger bestätigen. KEINER! Auch in den Gesprächen nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung gab's nur positive Töne und zufriedene Gesichter.
Der Vorbildcharakter der erfolgreich abgeschlossenen Stadtteilkampagne Bürkle-Bleiche hat sich zwischenzeitlich bis in die Berliner Regierungskreise rumgesprochen. Man schaut nun gespannt auf die neue Kampagne. Armin Bobsien hatte sich übrigens zur musikalischen Untermalung den Song „Dein Haus, mein Haus“ gewünscht. Der Titel passte gut: Im Grunde könnte das Stück zur Emmendinger Hymne werden. Die Bürger, die in den modernisierten Häusern im Stadtteil „Bürkle-Bleiche“ wohnen, könnten ihren Nachbarn im Rest der Stadt die erste Zeile des Refrains singend zurufen: „Wann sieht Dein Haus, so aus wie mein Haus?“
Musik und Bauinformation: Passt das denn zusammen? Oh, ja! Denn tags drauf legte man in puncto Infotainment noch ein paar Gänge zu. Bei einer „Afterworkparty mit Slambeiträgen“ wurde in der Schwetzinger Alten Wollfabrik Bauwissen mit viel Humor erläutert. Eine Mischung aus „Sendung mit der Maus“ und „Eckart von Hirschhausen“. Wow! Sechs Slammer präsentierten jeweils in zehn Minuten ihre Fachthemen vor über 250 Gästen. Der Applaus bewies: Mission erfüllt.
Im Publikum vertreten: Bauleute, vom Architekten bis zum Handwerker, Baustoffhändler, Bauherren und Hausmodernisierer. Die Erkenntnis: Selbst Baurecht und Bauphysik kann derart lässig über die Rampe gerockt werden, dass man abends um acht bedauert, wenn der Professor schon von der Bühne geht. Jenen, die solche Entwicklungen noch misstrauisch ins Visier nehmen und sich fragen „Was ist da los am Bau?“, sei beruhigend mitgeteilt: Keine Sorge, der Ernst der Sache wird nicht aus den Augen verloren. Kann man die Antworten auf die Dämmkritiker eventuell doch locker dahinsagen? (Mehr zum Slam: http://www.baulinks.de/webplugin/2016/0744.php4)
Spätestens jetzt steht fest, dass man Bauwissen mit viel Humor, Intelligenz und Feinsinnigkeit kurz und knackig so erläutern kann, dass wirklich jeder den vollen Durchblick hat. Wir haben eine starke Woche für die Energieeffizienz hinter uns.
Noch ein Gedanke – angelehnt an den Philosophen Karl Popper (1902 - 1994). Von ihm stamm die Regel „Noch so viele weiße Schwäne beweisen nicht, dass es keine schwarzen Schwäne gibt. Ein einziger schwarzer Schwan allerdings genügt, um zu beweisen, dass es schwarze Schwäne gibt.“ Ins Baudeutsch übersetzt: „Einfach mal so dahingesagt – Man kann noch so viele Beispiele erzählen, dass Dämmung nicht funktioniert – doch schon ein einziges modernisiertes Energiespar-Haus reicht, um diese These zu entkräften. Noch einfacher geht das natürlich mit einer größeren Zahl und allein in Emmendingen sind es hunderte. 14 davon wurden prämiert.