Effizient Sanieren: „sehr ermutigend“
Zwischenzeitlich hatte also Franz-Peter Tebartz-van Elst, der schon den Beinamen „Prass-Prediger“ verliehen bekommen hat, eine Privataudienz beim Papst bekommen. Diese Begegnung nannte er – wie man lesen konnte – „sehr ermutigend“.
Sehr ermutigend für wen? Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für ihn, die Flucht nach vorn anzutreten, um damit nicht nur seinen eigenen, recht ramponierten Ruf, sondern den der Kirche insgesamt auf einen Schlag zu reparieren.
Jeder Dienstleister weiß, dass in der Mängelrüge eine große Chance liegt: Wer die Bedeutung von gutem Krisenmanagement kennt, kann aus der Krise größer herausgehen als er hineingeschliddert ist. Im Falle des Limburger Bischofs liegt die Lösung so nahe, dass man sich wundert, dass er noch nicht selbst drauf gekommen ist.
31 Millionen Euro soll der Bau seiner Residenz gekostet haben, Ein Drittel des Vermögens soll es gewesen sein. Vorschlag: Tebartz-van Elst nimmt weitere 31 Millionen aus dem Vermögen und finanziert damit die energetische Modernisierung von etwas mehr als 400 Limburger Einfamilienhäusern. So eine Energiespar-Komplett-Modernisierung kostet üblicherweise rund 75.000 Euro. Er würde „drei Fliegen mit einer Klappe“ schlagen:
- Man hätte ein Gefühl dafür, wieviel Geld in Limburg in ein einziges Anwesen verbaut wurde und was man mit der gleichen Summe auf anderen (über 400!) Baustellen leisten könnte. Doch dieser Punkt ist eher Nebensache.
- Die über 400 Familien, die eine energetische Modernisierung geschenkt bekämen, würden ab sofort 50 Prozent ihrer eingesparten Heizkosten an das Bistum Limburg zurückzahlen. Wenn man richtige Energieschleudern, von denen es auch in Limburg mehrere Tausend gibt, zu Effizienzhäusern macht, ist eine Energieeinsparung von 2.000 Euro pro Jahr pro Haus nicht zu hoch gegriffen. Die Hälfte davon sind 1.000 Euro – mal 400 Häuser macht einen Geldrückfluss in Höhe von 400.000 Euro pro Jahr. Das ist zwar noch keine Riesen-Rendite – aber sicher mehr Ertrag, als die 31 Millionen bringen, die im Prachtbau verbaut wurden. Und sicherer als so manches Investment an der Börse. Die eigentliche Rendite ist dann aber der nächste Punkt ...
- Das Image der Kirche wird repariert. Ein unbezahlbarer Ertrag. Und so könnte es funktionieren: Die zweite Hälfte der eingesparten Heizkosten würde direkt an soziale Einrichtungen in Limburg fließen – beispielsweise begrenzt auf 10 Jahre (damit auch die Hauseigentümer irgendwann nicht nur den Komfort-Vorteil, sondern auch den Einspar-Effekt finanziell zu spüren bekommen). Mit den dann rund vier Millionen Euro würde die Lösung des Skandals zum Vorbild. Mehr noch: Die Kirche hat so die Chance, auch dem Thema „Energie sparen“ kräftig Rückenwind zu geben.
Man müsste jetzt nur mutiges Krisenmanagement betreiben und vielleicht auch eine Prise Humor in die aufgeheizte Diskussion mengen. Ob das Kürzel „KfW“ künftig für „Katholiken für Wiedergutmachung“ steht, ist eher von nachgelagerter Bedeutung. Interessanter ist der Gedanke, dass andere Kirchen-Institutionen diesem Beispiel folgen könnten. Denn wer genau rechnet, erkennt darin ein gutes Geschäftsmodell, bei dem es nur Gewinner gibt. Die Kirche selbst, hunderte Familien, soziale Einrichtungen bis hin zur Umwelt. Und in diesem Begriff steckt das Wort „Welt“. Und wer hat dafür gesorgt, dass sie erhalten bleibt? In diese Richtung zu handeln, lieber Franz-Peter Tebartz-van Elst wäre „sehr ermutigend“.