Rüdiger Fleck

Der Holzbau: eine energieeffiziente Alternative bei Flüchtlingsunterkünften

Rüdiger Fleck, 22. Februar 2016

Spricht man in diesen Tagen mit Vertreterinnen und Vertretern von Kommunen, ist die Integration der Flüchtlinge das dominierende Thema. Eine zentrale Fragen ist, wie man schnell und kostengünstig Wohnraum für die Neuankömmlinge schaffen kann.

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit spielen dabei meist eine untergeordnete Rolle. Ein Teil der Baulobby nutzt inzwischen das Thema, um für eine Aufweichung der energetischen Standards zu plädieren und spielt das altbekannte Lied von den energetischen Standards als angeblichem Kostentreiber. Doch das muss nicht so sein: Der Holzbau kann beispielsweise beim Bau von Flüchtlingsunterkünften eine gute Alternative zu den immer teurer werdenden Wohncontainern sein.

Die Handwerkskammer Freiburg hat vor kurzem analysiert, welche Bauweisen sich für Flüchtlingsunterkünfte eignen. Der Massiv- und Mauerwerksbau fiel dabei unten durch, hier sind die baurechtlichen Probleme zu groß. Außerdem sind Massivbauten sehr unflexibel.

Bei den Containern weiß inzwischen jeder Zeitungsleser, dass die Hersteller die günstige Situation für ihren wirtschaftlichen Gewinn zu nutzen wissen. Die Preise haben in den vergangenen Monaten enorm angezogen, manche Medien sprechen gar von einer Verzehnfachung. Dies macht den Containerbau für die meisten Kommunen unerschwinglich, dazu kommen Lieferengpässe. Und in Sachen Wohngefühl ist diese Variante, in der sich die Bewohner wie Sardinen in der Dose vorkommen, die schlechteste. Da kann schlicht keine gute Stimmung aufkommen.

All dies sind Argumente, die dem Holzbau in die Karten spielen. Holz als Baumaterial kann schnell und flexibel verarbeitet werden. Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die Weiternutzung. Holzbauten können unproblematisch ab- oder umgebaut werden, der Rückbau ist jederzeit möglich. Die Holzelemente können auch jederzeit für ganz andere Arten von Gebäuden genutzt werden – alles ist möglich. Wände können vorgefertigt werden, dadurch ist die Zusammensetzung auf der Baustelle extrem schnell und unkompliziert. Und auch die Klimabilanz spricht für den Holzbau, denn Holz ist – sofern es zertifiziert ist und aus heimischen Wäldern kommt – klimaneutral.

Durch den Holzbau entstehen nicht zuletzt Vorteile für das Handwerk vor Ort, die lokale Wertschöpfung ist bereits in vollem Gange. Für einige Handwerksbetriebe ist der Bau von Flüchtlingsheimen bereits so attraktiv, dass sie an ihre Grenzen stoßen. In Freiburg sind beispielweise vier Betriebe damit beschäftigt, 600 Wohneinheiten zu errichten. Da bleibt wenig Zeit für anderes, darin liegt auch eine Gefahr, denn die „normalen“ Kunden sollten keinesfalls verprellt werden. Der Stress darf auch nicht zu schlechterer Qualität führen. Wenn man vorgefertigte Teile nutzt, kann unter Umständen die Dämmwirkung leiden. Da sollte man auf eine gute Qualität Wert legen.

Dass der Holzbau ohne Verzicht auf gute energetische Standards funktioniert, zeigen bereits einige Praxisbeispiele. So wird momentan in einem Pilotprojekt auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn ein dreistöckiges Holzhaus für bis zu 200 Flüchtlinge errichtet. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat gemeinsam mit dem Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz ein Holzbaumodul entwickelt, das der EnEV 2016 entspricht.

Kommunen können das Konzept für wenig Geld bestellen und dann vor Ort mit den lokalen Handwerkern umsetzen. Weiteres Beispiel: Die Zimmermeisterhaus-Gruppe hat ein Angebot entwickelt, bei dem Außenwände mit vormontierten Fenstern geliefert werden. Die Raummodule sind mit eingebauten Nasszellen, Haustechnikinstallation und auf Wunsch auch mit Möbeln ausgestattet. Und auch aus Freiburg kommt ein interessantes Modell vom Solararchitekten Rolf Disch. Er hat sogenannte Plusenergiehaus-Module entwickelt, die sowohl bei der Herstellung als auch im Betrieb extrem wenig Energie benötigen.

Die Module werden aus Massivholz vorgefertigt, können frei kombiniert und damit zu Wohnhäusern oder Hausgruppen zusammengesetzt werden. Der große Vorteil: Die Module versorgen sich selbst durch die Nutzung passiver und aktiver Solarenergie, werden im KfW-40-Standard errichtet und übertreffen schon jetzt den EU-Standard 2021.

Das Thema ist also enorm im Kommen, und das ist auch gut so. Vielleicht hilft uns die Holzbauweise ja dabei, eine nachhaltige Alternative zu schaffen und aus der Not vieler Kommunen eine Tugend zu machen.

 

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