Ronny Meyer

„Der große Wackel-Ruck“

Ronny Meyer, 24. März 2014

Der Spruch von den „vielen Köchen, die den Brei verderben“ hat sicherlich seinen Funken Wahrheit, doch wer echte Meilensteine in die Geschichte der Menschheit hineinbetonieren möchte, der schafft es nicht allein.

Viel besser geht es, wenn sich zwei Köpfe zusammenschließen, die sich perfekt ergänzen. Dann kann Vieles erreicht werden: John Lennon und Paul McCartney, Gerd Müller und Franz Beckenbauer sind gute Beispiele hierfür. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel könnten auch einmal in der Ahnengalerie erfolgreicher Duos erscheinen – wenn sie die Top-Themen der nächsten Jahre, „Energiewende“ und „Rente“, erfolgreich umsetzen.

Doch wer die Diskussion unserer Politik rund um die Suche nach der Patentlösung verfolgt, vermisst den klaren Blick auf die Realität. Der allererste Schritt der „Energiewende“ müsste beispielsweise die neutrale, unabhängige Aufklärung und Motivation in Richtung Energieeffizienz sein. Wir sind heute in der Lage, Maschinen, Autos, Geräte und auch Wohnhäuser so zu konstruieren, dass sie bei verbesserter Leistung weniger Energie verbrauchen. Energieeffizienz heißt doch gerade nicht, dass man sich einschränken muss, sie sollte am Haus längst so normal sein wie die Haustür oder das Dach.

Die Lösungen sind seit Jahrzehnten bekannt. Spätestens mit dem ersten Passivhaus, 1991 von Wolfgang Feist in Darmstadt gebaut, ist das „Prinzip der Energieeffizienz“ sichtbare, prüfbare Realität: Wärmedämmende Gebäudehülle plus effiziente Haustechnik. Das ist die Formel. Noch einfacher geht‘s nicht. 23 Jahre später diskutieren wir aber immer noch, welcher Weg denn nun der Richtige sein könnte und verkomplizieren die einfachsten Ansätze.

John Lennon und Paul McCartney hatten Gitarre, Bass und Stimme, um daraus Welthits zu machen. Beckenbauer und Müller reichte ein Lederball, um daraus Welt-Fußball zu zaubern. Wir haben Dämmplatten, Dreifachfenster und Lüftungsanlagen und könnten daraus Häuser auf Weltklasse-Niveau bauen. Könnten! Aus irgendeinem Grund tun wir es nicht (bzw. noch immer viel zu selten). Sind zu viele Köche am Werk, die hier Einfluss nehmen? Wohnungswirtschaft, Bauindustrie, Energiewirtschaft, Schornsteinfegerlobby und so weiter und so fort. Der eine sagt „hü“ der andere sagt „hott“.

Wer eine Beatles-Platte kaufte, verzichtete eventuell auf eine Scheibe der Stones. Wer ins Fußballstadion geht, hat eventuell weder Zeit noch Geld, um auch zum Eishockey oder zum Basketball zu gehen. Würden nun Fußballer, Rockmusiker und alle anderen an einem „Freizeit-Gesetz“ basteln, wahrscheinlich würde es keine Veranstaltungen mehr geben. Weil man es eben nicht allen recht machen kann.

Kluge Köpfe segeln einfach an den Bedenkenträgern und Bremsern vorbei und machen ihre eigene Sache. Vor Jahren gab es mal eine Wahlspruch der CDU, nachdem Gerhard Schröder und Joschka Fischer „Die Wende“ geschafft hatten: Mit „Wir lassen jetzt die Wende wackeln“ wollte man seitens der CDU verlorenes Land zurückgewinnen. Eine originelle Wort-Kreation. Dieser Tage kursiert in der Bauszene ein ähnliches Wortspiel. Bundesbauministerin Barbara Hendricks hat jetzt den Startschuss zur „Hauswende-Kampagne“ abgefeuert.

Eine tolle Sache. Politik und Wirtschaft sowie viele wichtige Institutionen sind mit an Bord – und es gibt ein ordentliches Budget für Öffentlichkeitsarbeit. Endlich sollen alle an einem Strang ziehen und nicht jeder in eine andere Richtung rudern. Wie bei einem Orchester oder einer Fußballmannschaft soll tatsächlich als Team zusammen gespielt werden.

Die „Hauswende“ könnte also zur „kleinen Schwester“ der „Energiewende“ werden. Oder ist es nicht doch eher die „große Schwester“, weil immerhin 15 Millionen Hauseigentümer angesprochen werden (sollen)? Für die meisten wäre es billiger, in Dämmung und effiziente Haustechnik zu investieren als weiterzuheizen wie bisher. Wenn das doch nur alle wüssten. Dann hätten wir tatsächlich einen Riesenschritt in Richtung Umweltschutz und Energieeinsparung bei gleichzeitiger Perfektionierung unseres Gebäudebestandes getan. Bisher dümpeln wir doch eher unentschlossen im Teich der Widersprüchlichkeiten und Irritationen.

Da fallen mir die Worte von Ex-Bundespräsident Roman Herzog ein: „Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen.“ Da würden dann endlich auch die Wände wackeln – zumindest im übertragenen Sinne. Doch auch auf diesen Ruck warten wir seit mehr als 10 Jahren vergeblich. Wie so oft lautet also auch jetzt wieder die Botschaft, dass wir es selber anpacken müssen und nicht darauf warten dürfen bis irgendwer für uns die Kartoffeln aus dem Feuer holt.

Fazit: Was Merkel und Gabriel in der Theorie diskutieren, müssen wir einfach nur in der Praxis tun. Die energetische Modernisierung unserer Wohnhäuser ist eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahrzehnte. Wenn wir uns nicht bewegen, dann wackelt nichts. Außer vielleicht das Weltklima.

Es gibt keine Alternative zu Energiesparen und Klimaschutz. Das wissen wir. Deshalb müssen wir jetzt endlich – im Zuge der „Hauswende-Kampagne“ – die Initiative ergreifen und gemeinsam mit unseren Handwerkern und Energieberatern einfach anpacken. Nur gemeinsam schafft man große Dinge. Und zu diesem „Gemeinsam“ gehört jeder einzelne von uns. Der erste Schritt zum „großen Wackel-Ruck“ könnte jetzt ein einfacher Klick auf die Seite www.die-hauswende.de sein. Jetzt!

 

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