Bauliche Maßnahmen gegen Algen an Fassaden

Fassade mit Balkonen
Dachüberstände sind nützlich gegen Veralgung. © istock / EnBauSa.de
12. November 2012
Fassade mit Balkonen
Dachüberstände sind nützlich gegen Veralgung. © istock / EnBauSa.de

Die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen aus Kiel hat untersucht, wovon die Besiedlung mit Algen abhängt. Bewuchs sei bei Dämmstoffstärken zwischen 40 und 80 Millimetern zu finden, aber auch bei größeren Dicken.


Entscheidend sei die thermische Entkoppelung zwischen innerer und äußerer Wandschale. Die Kieler konnten im Rahmen ihres Projekts keine Verbesserung durch wasserabweisende Oberflächen finden.

Der Schweizer Forscher Michael Burkhardt, Professor am schweizerischen Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik an der Hochschule für Technik Rapperswil, hat Unterschiede zwischen unterschiedlichen Putzsystemen herausgefunden: "Es gibt eine Reihe von Studien die zeigen, dass mineralische Systeme schneller abtrocknen als organische. Bei organischen Systemen zeigen unsere Untersuchungen, dass die Feuchtedauer sehr lang ist."

Doch das ist umstritten. Mineralische Putze saugen das Oberflächenwasser auf. Das Wasser staue sich und bilde einen Nährboden für Pilze, argumentiert etwa der Hersteller Sto. Wasserabweisende Farben und Putze auf Silikonharzbasis verhinderten dagegen, dass Wasser überhaupt in den Putz eindringen könne.

Aus Sicht von Burkhardt sind derzeit beim Thema Veralgung vor allem die Architekten gefordert: "Die sind mir zu lethargisch und ignorant, alle anderen Beteiligten tun etwas." - "Dachvorsprünge und Leibungen würden im Schutz gegen Schlagregen – und damit der Grundlage vom Algenbefall und der Biozidauswaschung – schon viel bringen", sagt er, "das ganze Erscheinungsbild müsse architektonisch nachhaltiger ausgerichtet sein". Wenn das die Architekten einsähen, habe man wirklich etwas erreicht.

Das Wegschieben der Verantwortung im Namen der architektonischen Freiheit finde er nicht lauter, so der Schweizer Forscher. "Viele Architekten scheinen nicht zu wissen, dass ihre Gebäude dem Regen, der Witterung, ausgesetzt sind", wird Burkhardt deutlich. "Biozideinsätze sind der Weg des geringsten Widerstands, wobei Umweltbelastungen in Kauf genommen werden", resümieren die Wissenschaftler Helmuth Venzmer, Lev Koss und Natalia Lesnych in einer Untersuchung zur Algenbesiedlung. Bauphysikalische Lösungen, also eine andere architektonische Ausführung der Fassadengestaltung, wären häufig auch möglich.

Auch Handwerker sind in der Pflicht. Sie sollten sich darüber informieren, welche Inhaltsstoffe in den von ihnen verarbeiteten Produkten enthalten sind. Das ist die Voraussetzung, um Kunden offen darüber zu informieren, welche Schadstoffe in Produkten enthalten sind und warum das so ist. Nur dann können die Bauherren Vor- und Nachteile abwägen und zu einer fundierten Entscheidung kommen.

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