Ronny Meyer

WELT im Wertewandel: Die Dämm-Kritiker haben das Rechnen entdeckt!

Ronny Meyer, 17. April 2015

Das Wichtigste vorneweg: Das Ende der seit Jahren anhaltenden Negativ-Presse zum Thema „Dämmung“ ist offenbar eingeläutet. Der bisher eher dämmkritische WELT-Redakteur Michael Fabricius hat erkannt, dass Pauschalaussagen gegen die Dämmung wenig bis keine Substanz haben und am 10. April 2015 in seinem Beitrag „Ölpreis-Absturz macht Wärmedämmung absurd“ mit einem der größten Energiespar-Irrtümer aufgeräumt: Dass Dämmung generell unwirtschaftlich sei. Richtig ist, dass sich eine Wärmedämmung nur dann nicht rechnet, wenn Heizöl und Gas immer billiger werden. So kommt Fabricius in der WELT zum Ergebnis, dass sich eine Fassadendämmung ab einem Heizölpreis unter 70 Cent pro Liter nicht lohnt. Ist der Preis höher, lohnt sie sich aber sehr wohl.

Zwar sind die Eckdaten, auf denen seine Wirtschaftlichkeitsrechnung basiert, nicht ganz korrekt (in Wirklichkeit rechnet sich eine Fassadendämmung bereits ab einem Heizölpreis über 60 Cent pro Liter): doch das sind Feinheiten. Nun ist endlich der Weg in eine ausgewogene Berichterstattung über Wärmedämmung und die energetische Modernisierung freigeräumt.

Die letzten Hürden in Richtung Klimaschutz und modernes, energieeffizientes Wohnen sind nun weggeräumt, was nicht zuletzt auch dem Gesamtverband der Dämmstoffindustrie (GDI) zu verdanken ist. Denn von dort kam sofort nach Erscheinen des Artikels ein sachlicher Brief an den Redakteur, in dem er fachlich korrekt über die kleinen Rechenfehler in seiner Kalkulation hingewiesen wurde.

Kurz und knackig auf den Punkt gebracht: Eine Fassadendämmung lohnt sich besonders, wenn sie für rund 100 Euro pro Quadratmeter in einer Dicke von 16 cm (WLS 032) auf einer Altbauwand aufgebracht wird, deren U-Wert im ungedämmten Zustand 1,2 W/m2K beträgt – oder schlechter ist.

Es ist jetzt ein bisschen so, wie damals in der Schlussphase bei Karl-Theodor zu Guttenberg, als sich die ersten Zweifler zu Wort meldeten und dann Stück für Stück die Realität und auch die Normalität in die deutsche Politik zurückkehrte. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn Deutschland ein glamouröses Prinzenpaar gehabt hätte, das durch und durch edel ist und unserem Land in wirtschaftlich schweren Zeiten Glanz und Gloria gegeben hätte.

Doch das Format eines John F. Kennedys, der einst mit Charme und Charisma als „JFK“ die Herzen der Welt eroberte, erreichte „KTG“ nie. Um die Probleme eines Landes in den Griff zu bekommen, muss man strategisch klug mit Fleiß, Fachwissen und Ausdauer agieren. Allein als „Dr. Charme“ aufzutreten, genügt eben nicht.

Es ist wie beim Klimaschutz. Wir müssen unsere gesamte Infrastruktur (Gebäude, Kraftwerke, Industrieanlagen usw.) mit viel Fleiß, Fachwissen und Ausdauer umbauen, um die notwendigen Klimaschutzziele zu erreichen. Natürlich wäre es schön, Energie würde nichts kosten und das Verbrennen der endlos vorhandenen Öl- und Gasreserven wäre klimaneutral. Doch die Realität sieht eben anders aus. „KTG“ konnte mit Hilfe der Medien zwar die Wehrpflicht abschaffen, doch der Versuch der Dämmkritiker – allen voran Konrad Fischer (KF) – die Bauphysik abzuschaffen, musste fehlschlagen. Nun hat es fast drei Jahre gedauert, bis der erste Journalist der großen Medien endlich angefangen hat, für Klarheit zu sorgen.

Längst gibt es Websites, die wie eine Art „Guttenplag für die Wärmedämmung“ so viele nachweisbare Fakten auflisten, so dass „KF“ genau wie „KTG“ nur noch der geordnete Rückzug bleibt.(Schön zusammengestellt zum Beispiel in der Broschüre der Verbraucherzentrale. Zur Erinnerung: Konrad Fischer ist der Mann, der dafür sorgen wollte, dass unsere Häuser ungedämmt bleiben und damit Deutschland zum Land der Energieschleudern wird. Sein Motiv wird uns immer ein Rätsel bleiben. Hohe Honorare für spektakuläre aber unschlüssige Interviews absahnen? Ja, vielleicht war es so – vielleicht aber auch nicht.

Wie es scheint, durfte „KF“ im aktuellen WELT-Beitrag schon nicht mehr auftreten. Ihm blieb nur noch die Möglichkeit, sich in seiner immer seltsamer anmutenden Art als einer der ersten im Leser-Forum der WELT zu Wort zu melden und ein letztes Mal zu stänkern: „Dämmung lohnt nie.“ Es fehlte nur noch ein „Menno!“ Fabricius hatte in seinem Beitrag richtigerweise geschrieben, dass „unbestritten“ eine technisch gut ausgeführte Dämmung die Energiewerte eines Hauses verbessert. Damit bringt er natürlich den Dämmkritiker „KF“ gegen sich auf. Wobei dessen simple These ja bereits von einem einzigen gedämmten Haus widerlegt wird, bei dem sich das Dämmen gelohnt hat – mehrere Beispiele dafür stehen übrigens ebenfalls in den Leser-Kommentaren.

Und dann gibt es da noch Professor Jens Fehrenberg („JF“) aus Hildesheim, der in der Vergangenheit auch als Pauschalkritiker der Dämmung auftrat und offenbar am Beginn steht, einen Sinneswandel zu durchlaufen. Er äußert sich im aktuellen WELT-Artikel eher positiv zur Dämmung, spricht von „Wohlfühlfaktor“ und sogar von „höherer Behaglichkeit“ durch Dämmung. Ganz neue Töne! Weiterhin führt er die Wichtigkeit der Heizung als weiteres Modul einer energetischen Sanierung an. Zwar sind die Kosten der Heizungsmodernisierung, wie Fehrenberg sie beziffert, deutlich zu niedrig, doch der Grundtenor geht nun in die richtige Richtung: Dämmung lohnt sich, und in Kombination mit einer effizienten Heizung wird die energetische Modernisierung zu einer runden Sache mit Vorteilen für alle: Für die Umwelt, für die Hauseigentümer und fürs regionale Handwerk. Und auch die deutsche Industrie verdient natürlich an der Modernisierung, was sicher klüger ist, als das Geld zu verheizen und damit außer Landes zu schaffen.

Zurück zu Karl-Theodor zu Guttenberg: Er versucht zurzeit in den USA ein neues Leben zu beginnen, baut sich aktuell einen neuen Wirkungskreis auf. Wird Konrad Fischer zusammen mit Jens Fehrenberg ebenfalls neue Aufgaben im Ausland finden? Stichworte könnten beispielsweise „Russland“ und „Gasprom“ sein. Ein vielversprechendes Namenskürzel hätten die beiden ja: Sie könnten zu „JFKF“ verschmelzen. Klingt sogar noch besser als „KTG“!  Wie auch immer die Geschichte weiter geht: Dass Konrad Fischer hierzulande keine Bühne mehr haben kann, steht nach dem WELT-Artikel von Michael Fabricius endgültig fest. Im Namen Tausender deutscher Ingenieure, im Namen von Millionen Hauseigentümern und im Namen unserer Umwelt sagen wir einfach mal „Danke – es wurde höchste Zeit“.

Übrigens: Der Ölpreis am Tag der Veröffentlichung des WELT-Artikels lag bei rund 62 Cent. Am 17. April waren es schon wieder fast 66 Cent – und genau ein Jahr zuvor mussten 82 Cent pro Liter gezahlt werden. Nur mal so als Gedanke. (Quelle: Tecson, Bundesdurchschnittspreis inkl. USt., bei Abnahmemenge 3.000 Liter.)

 

Kommentare  

Mirko Mittwoch, 12. August 2015 00:00
Sehr geehrter Herr Meyer, wirklich exzellent geschrieben, sehr gut! Für mich immer wieder erstaunlich, dass es primär immer um Heizölpreisangaben geht und dann im Nebensatz erst der Klimaschutz auftaucht.
Werner Henke Dienstag, 28. April 2015 01:41
Sehr geehrter Herr Meyer, dass die Dämmkritiker nun das Handtuch werfen glaube ich eher nicht. Auch die Ignoranz von Prof. Fehrenberg halte ich im wesentlichen für ungebrochen, die Größe einen Sinneswandel auch öffentlich zu vollziehen traue ich diesem nicht zu. Zu der Motivationsgrundlage von KF kann ich Ihnen jedoch folgendes mitteilen: KF interessiert sich vordergründig an der Steigerung seiner Werbeeinnahmen durch seine eigene Webseite. Ich vermute sogar, das diese zur Haupteinnahmequelle seines beruflichen daseins geworden sind! Aus gefundenen Blogeinträgen nenne ich mal folgende Zitate und Quellen: gefunden hier: http://www.power-internetmarketing.com/blog/2008/01/texter-tipp-internet-texte.html 1.Konrad Fischer sagt: 20. November 2008 Vielleicht mal zwei zusätzliche Gesichtspunkte fuer die Marketingprofis hier: 1. Schlechte Texten erhöhen die Adsense-Klickrate. 2. Wenn der Inhalt paßt, akzeptiert der ernsthaft suchende Leser auch schlechte Texterei – und wird umso eher zum Kunden. Grund: Er verliert den Spaß am Text und will den Meister selbst hören – wenn’s sein muß, gegen Vorauskasse … Glückauf! gefunden hier: http://www.selbstaendig-im-netz.de/2010/08/02/blogs/meine-blog-einnahmen-im-juli-2010  33 Konrad Fischer kommentierte am 21.08.2010 um 09:45 Uhr Solche Affiliate-Einnahmen finde ich traumhaft. Habe es bei mir aufgegeben, da sie nie an Adsense heranreichen. Und das Amazon-Partnerprogramm bringt so zwischen 10-20 Prozent von Adsense, macht aber deutlich mehr Arbeit, da ich die Produkte selber aussuche. Dafür passen sie dann auch genau auf die jeweilige Seite. Die selbstoptimierenden Werbeanzeigen konvertieren bei mir wesentlich schlechter. Ansonsten: Viel Erfolg! Hierzu und zu anderen Blogeinträgen die in die selbe Richtung gehen, habe ich eine umfangreiche Sreenshot - Sammlung angelegt. Die meisten Seiten auf denen KF derartiges gepostet hat sin mittlerweile leider nicht mehr erreichbar. Soviel zu den wahren Beweggründen der KF-schen Dämmkritik.
Ein Artikel ändert die Welt - Umweltbewusst Bauen Montag, 20. April 2015 23:08
[…] oder so könnte man das überschreiben, was Ronny Meyer da im Blog von enbausa schreibt – einen Zeitenwandel, der durch den ersten, nicht dämmkritischen Artikel von […]
Serena Klein Montag, 20. April 2015 14:01
Lieber Herr Meyer, was für ein erfrischender Text. Ich habe viel gelacht beim Lesen. Danke!

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