Fortschritte beim Polystyrol-Recycling

15. Januar 2018

Auch Jahre nach den ersten Negativschlagzeilen haben es die Hersteller von Dämmstoff en aus Polystyrol, landläufig auch Styropor genannt, schwer. Neben der vielzitierten Brandgefahr wird dem Material eine mangelnde Recyclingfähigkeit angelastet. Eine aktuelle Umfrage zum Recycling gibt Entwarnung.



Gerade hatte sich die Lage etwas beruhigt, da sorgte der Hochhausbrand am Greenfell Tower in London für neue Schlagzeilen rund um die Brandgefahr von Dämmstoff en, vor allem von Polystyrol. Dabei war die Fassade des Greenfell Tower gar nicht mit diesem Dämmstoff gedämmt, sondern mit Polyurethan-Hartschaum. Jahrelang galt Polystyrol, das in der Regel in einem Wärmedämmverbundsystem an Fassaden angebracht wird, als kostengünstiger, eff ektiver Dämmstoff. Inzwischen nimmt die Nachfrage ab, viele Bauherren interessieren sich stattdessen für Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Zurückzuführen ist die Zurückhaltung der Bauherren aber nicht nur auf das Neuauffl ammen der Diskussion rund um die Brandgefahr. Für zusätzliche Verunsicherung sorgten im vergangenen Jahr Entsorgungsprobleme.

Durch die Novelle der Abfallverzeichnisverordnung wurden Polystyrol-Dämmplatten, die das Flammschutzmittel Hexabromocyclododecan (HBCD) enthalten, ab dem 30. September 2016 als gefährlicher Abfall eingestuft. In der Folge mußten die Polystyrol-Dämmstoffe dokumentiert, getrennt gesammelt, von Entsorgungsfirmen gesondert abtransportiert und in Anlagen mit Sondergenehmigungen verbrannt werden. Die Folge waren Entsorgungsengpässe, obwohl erwiesen ist, dass HBCD durch die Verbrennung der Dämmstoffe gemischt mit anderen Abfällen sicher unschädlich gemacht wird. Inzwischen wurde diese Verordnung zwar wieder zurückgenommen, der Ruf von Polystyrol, dass es bei der Entsorgung Probleme gibt, jedoch bleibt.

Dabei werden heute auch andere Dämmstoffe vorwiegend thermisch verwertet. So zum Beispiel Dämmstoffe aus nachwachsenden Fasern. "Kompostierungsprojekte waren hier bisher nicht erfolgreich", berichtet die Hessische Energiesparaktion, die die Dämmstoffhersteller zum Thema Rycycling befragt hat. Ein österreichischer Hersteller von Altpapierdämmstoffen wolle diese verschwelen und als Dünger auf die Felder ausbringen. Eine allgemeine Genehmigung stehe aber aufgrund des Boratgehaltes der Dämmstoffe noch aus. Borat dient in Zellulosedämmstoffen als Brandschutzmittel.

Insgesamt zieht die Hessische Energiesparaktion aus ihrer Umfrage ein positives Fazit. Alle Hersteller von Dämmstoffen entwickelten Wege zu einem vermehrten Rycycling. Gleichzeitig weisen die Energiesparexperten darauf hin, dass derzeit nur vergleichsweise geringe Mengen an Dämmstoffen aus Gebäudeabbrüchen anfallen. Das werde sich auch so schnell nicht ändern. Noch im Jahr 2040 stehen der Energiesparaktion zufolge 140 Millionen Tonnen Betonabbruch pro Jahr nur jährlich etwa 100.000 Tonnen Dämmstoffabbruch gegenüber.

Bei Glas- und Steinwolledämmstoffen arbeitet die Branche an Lösungen, sie einzuschmelzen und neu zu verwenden. Erschwert wird das dadurch, dass Anhaftungen aus dem Bauschutt, die erst bei höherer Temperatur schmelzen als die Glas- und Steinwollegrundstoffe, die Faserdüsen zerstören. Spannende Entwicklungen gibt es vor allem beim Polystyrol-Recycling. So entdeckte die Biologiestudentin Elma Mehovic im Rahmen ihrer Abschlussarbeit am Fraunhoferinstitut UMSICHT, dass sich Mehlwürmer ohne großen Aufwand durch Styropor fressen und dabei den Kunststoff auf natürlichem Wege abbauen können. Nun untersucht sie, unter welchen Rahmenbedingungen die Mehlwurmlarven das Polystyrol am besten verwerten und ob sich die für die Zersetzung zuständigen Darmbakterien auch außerhalb der Würmer kultivieren lassen. Und im Verfahren CreaSolV wird Styropor-Dämmabfall an der Baustelle verflüssigt. Die so entstehende Flüssigkeit wird in einem bereits im Bau befindlichen Werk zu neuem Polystyrol aufbereitet. Damit würde Polystyrol zum nachhaltigen Dämmstoff.

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