Neu verputzen versus WDVS - Ein Vergleich
14. Dezember 2012
Diplom-Ingenieur Klaus Faden vom Energiebüro21 in Donaueschingen hat für uns berechnet, welche Kosten bei der Sanierung mit Putz beziehungsweise mit einem Wärmedämmverbundsystem anfallen. Unterstellt wird ein durchschnittlich großes Haus mit 200 Quadratmetern Fassadenfläche, die Fensterflächen bleiben unberücksichtigt. Außerdem gehen wir davon aus, dass Fachhandwerker die Arbeiten ausführen.
Die Kosten
Im Falle der reinen Putzsanierung, die allerdings laut Energieeinsparverordnung so heute nicht mehr zulassig ist, fallen dann folgende Kosten an:
- Gerüstmiete für 4 bis 6 Wochen im Mittel: 6,50 €/m2 x 200 m2 = 1.300 €
- Putzabschlagen: Lohnkosten im Mittel: 24,50 €/m2 x 200 m2 =4.900 €
- Vorbereitung für neuen Putzauftrag:
Material und Lohnkosten im Mittel: 10,0 €/m2 x 200 m2 = 2.000 € - Deckputz: Material, Zubehör, Lohnkosten im Mittel: 35 €/m2 x 200 m2 = 7.000 €
Gesamtsumme: 15.200 €
Bei der Fassadensanierung mit einem Wärmedämmverbundsystem wird der Dämmstoff in der Regel direkt auf den alten Oberputz geklebt. Das Abschlagen des Altputzes entfällt also. Daher fallen in diesem Fall folgende Kosten an:
- Gerüstmiete: wie oben = 1.300 €
- Applikation eines WDVS:
Material, Zubehör, Lohnkosten im Mittel: 118,50€/m2 x 200 m2 = 23.700 €
Gesamtsumme: 25.000 €
Auf den ersten Blick ist die Sanierung mit einem WDVS also teurer. Allerdings spart das Dämmsystem in Zukunft Energiekosten ein, die Putzsanierung dagegen ändert nichts am Verbrauch. Außerdem kann der Bauherr für die Außendämmung auf einen zinsgünstigen Kredit zurückgreifen, die Finanzierung der Putzsanierung ist teurer. Auch diese Faktoren müssen beim Vergleich berücksichtigt werden.
Die Finanzierungskosten
Für die Finanzkalkulation hat Energieberater Faden für beide Maßnahmen ein Zehn-Jahre-Annuitäten-Darlehen zugrunde gelegt. Im Fall der Nur-Putz-Sanierung wird ein Kredit mit banküblichen 4 Prozent Zinsen unterstellt. Für die WDVS-Sanierung rechnen wir mit einem KfW-Förderkredit mit einem mittleren Zins von 1 Prozent (jeweils effektiv, Stand Oktober 2012).
Die monatliche Finanzierungsrate berechnet sich dann nach der Formel:
RATE = {K x [(1+i)T x i] : [(1+i)T – 1]} :12
RATE = monatlicher Betrag, der für den Kredit zu zahlen ist
K = Kredit-Summe
i = Zinssatz
T = Laufzeit des Kredits in Jahren
Damit ergibt sich für die Nur-Putz-Sanierung eine monatliche Rate von 156,17 Euro, also rund 156 Euro, und für die Anbringung eines WDVS eine Rate von 219,96 Euro, also rund 220 Euro.
Die Folgekosten
Bei der Putzsanierung bleibt nach der Baumaßnahme alles beim Alten, bei der Außendämmung mit einem WDVS wird künftig Energie gespart. Diese Einsparung lässt sich berechnen. Unterstellt wird, dass die Wände des Gebäudes vor der Sanierung einen U-Wert von 1,4 W/m²K aufwiesen, der durch das WDVS auf 0,2 W/m²K gesunken ist. Als Ölpreis wählen wir (vergleichsweise günstige) 90 Cent pro Liter. Außerdem gilt: Durchschnittliches Klima und durchschnittliches Nutzerverhalten, Öl-Heizkessel etwa 15 – 20 Jahre alt. Nach der unter "Wärmedämmung spart Energie" genannten Faustformel sinken die Heizkosten durch das Dämmsystem pro Quadratmeter Fassadenfläche um etwa 10,08 Euro pro Jahr. Aus diesen Annahmen errechnet sich für das Beispielhaus eine Heizkosten-Ersparnis von durchschnittlich 170 Euro pro Monat (200 m² x 10,08 €/m²a ÷12 Monate = 168 €/Monat).
Der Vergleich
Unter Berücksichtigung von Finanzierungskosten und Energieeinsparungen beträgt die durchschnittliche monatliche Belastung
- bei der Nur-Putz-Sanierung rund 156 Euro/Monat
- bei der Dämmung mit einem WDVS rund 50 Euro/Monat
(220 Euro – 170 Euro Energiekostenersparnis)
Nach zehn Jahren, wenn die Kredite getilgt sind, beträgt der Vorteil bei weiter steigenden Energiekosten deutlich mehr als 170 Euro. Der Heizkostenvorteil bleibt, auch wenn die Investition längst zurückgezahlt ist.
Der Vergleich im Überblick

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