Ronny Meyer

Winterschlussverkauf beim Heizöl? Guter Anlass zur Sanierung!

Ronny Meyer, 20. Januar 2016

Aktuell kostet ein Liter Heizöl im Bundesdurchschnitt weniger als 40 Cent. Wir liegen damit auf dem Niveau von 2004. Beim Gas sieht es ähnlich aus. Und schon stellt sich wieder die spannende Frage: Lohnt sich energieeffizientes Bauen und Modernisieren überhaupt noch?

Bei diesen Energie-Schnäppchen-Preisen? Die klare Antwort vorweg: Ja, unbedingt! Wer weniger verbraucht, zahlt auch weniger – grundsätzlich. Lesen Sie weiter, Sie werden staunen. Es ist alles eine Frage des Blickwinkels.

Wir sprachen im Jahr 2004, als der Heizölpreis von rund 30 Cent/Liter (2003) innerhalb weniger Monate auf 40 Cent/Liter geklettert war, von massiv gestiegenen Heizkosten. Nur vier Jahre später, im Sommer 2008, lag der Bundesdurchschnitt bei 98 Cent – um dann 2009 wieder auf 46 Cent/Liter zu fallen. Im Herbst 2012 näherten wir uns wieder deutlich der Grenze von 1 Euro/Liter.

Wir haben anscheinend einen Energiepreiskorridor zwischen 40 und 100 Cent. Klar ist auch: Selbst wenn die Heizöl- und Erdgaspreise nochmals sinken, eines wird nicht passieren: Dass es fossile Energie kostenlos gibt oder man gar Geld bekommt, wenn man dem Heizölhändler 3.000 Liter Heizöl abnimmt. („negative Zinsen“ – das schaffen nur Banken).

Im Ernst: Energie ist heute aus verschiedenen Gründen billig. Es tobt ein Machtkampf zwischen den produzierenden Ländern – Saudi-Arabien gegen USA-Fracking (wer hält länger durch?) und der Iran will auch im Markt mitmischen. Das Angebot ist zurzeit höher ist als die Nachfrage. Die Preise sinken. Doch was wird passieren, wenn die Ölproduktion wieder gedrosselt wird und sich die Öl-Staaten geschlossener zeigen? Die Energiepreise ziehen dann schnell wieder an, ein Euro pro Liter Heizöl, 10 Cent pro Kilowattstunde beim Gas – so abwegig klingt das für mich nicht!

Um sich vor einer weiteren Energiepreis-Achterbahn – oder besser: Energiepreis-Willkür – und vor allem vor einer dauerhaften Energie-Abhängigkeit zu schützen, gibt es nach wie vor ein Mittel: Die energetische Modernisierung unserer Altbauten und das konsequente Neubauen von EnergiePlusHäusern: Eine möglichst ausgeprägte Energieunabhängigkeit sollte vernünftigerweise bei allen Menschen ganz oben stehen. Noch sind auch die Zinsen niedrig.

Ganz zu schweigen vom behaglichen Raumklima, das ein Energiesparhaus kostenlos dazu bietet. Aktuell frösteln viele Menschen in ihren ungedämmten Wohnungen und Häusern. Da wird die Heizung voll aufgedreht (Energie ist billig!), doch behaglich warm wird es nur in gut gedämmten Gebäuden. Im unsanierten Altbau wird nur die Raumluft warm – die Wände bleiben kalt. Das ist unbehaglich, hinzu kommt noch die Schimmelgefahr wegen Tauwasserbildung.

Machen wir doch mal die Rechnung auf: Bei einem Einfamilienhaus, das jährlich 4.000 Liter Heizöl benötigt (180 m2 x 22 Liter pro m2), lagen die Heizkosten 2008 und 2012 bei fast 4.000 Euro pro Jahr. Heute sind es, sofern genau jetzt der Heizöltank gefüllt wird, nur 1.600 Euro. Ersparnis 2.400 Euro in diesem Jahr. Das Geld hat man, gemessen an anderen Zeiten, heute also übrig. Was machen wir damit? Urlaub, neues Auto anzahlen, sonstiges? Wäre es nicht klug, diese 2.400 Euro als Startkapital zu nehmen, um nun endlich die längst überfällige energetische Modernisierung seines Hauses einzuleiten? Wir sprechen seit Jahren vom Sanierungsstau, jedes zweite Haus in Deutschland hat eine Frischzellenkur bitter nötig.

Weiter im Beispiel: Wenn wir mit 70.000 Euro für die umfassende Sanierung in diesem Haus rechnen, also Dach- und Fassadendämmung (inklusive Sockel), neue Fenster, neue Heizung plus Nutzung der Sonnenenergie, dann sieht das so aus: 70.000 Euro minus 2.400 Euro Startkapital aus eingesparten Energiekosten, Rest 67.600 Euro. Holt man sich dafür einen Kredit bei der KfW-Förderbank, zahlt man in den ersten drei Jahren im Schnitt jährlich 424 Euro (nur Zinsen, drei tilgungsfreie Anlaufjahre).

Die Energieeinsparung – vom 22-Liter- zum 5-Liter-Haus – liegt trotz geringen Ölpreises bei mehr als 1.200 Euro pro Jahr. (Nachgerechnet mit 40 Cent/Liter: 1.584 Euro vor, 360 Euro nach der Sanierung). Das hat sich schon mal gelohnt! Ab dem vierten Jahr werden für Zins und Tilgung rund 2.750 Euro pro Jahr fällig. Jetzt hängt es davon ab, wohin sich der Ölpreis bewegt hat. Bei 70 Cent spart man weiter unterm Strich. Und da ist noch nicht einmal reingerechnet, dass ein üppiger Teil der 70.000 Euro sowieso irgendwann zu investieren ist: Ein neuer Fassadenanstrich, der Austausch der alten Heizung – das lässt sich nicht vermeiden und steht auch an, wenn nicht energetisch modernisiert wird. Energieberater stellen diese Gegenüberstellung gern für Ihr Objekt auf!

Man ist also klug beraten – gerade jetzt bei niedrigen Energiepreisen, die uns nicht an den Rand des finanziellen Chaos bringen – zu handeln. Denn wir hatten schon die Zeit, da blickte man voller Sorgen auf die Energiepreiskurven. Wer keine Zahnschmerzen hat, geht trotzdem zur Vorsorge, damit die Zahnschmerzen möglichst dauerhaft vermieden werden. Vorsorge gegen hohe Energiepreise heißt energetisch modernisieren. Und da spielt uns in die Karten, dass sich nicht nur die Energiekosten in den vergangenen Jahren halbiert haben, sondern die Zinsen fürs Baugeld noch tiefer in den Keller wanderten.

Übrigens: Seit die Weltklimakonferenz im Dezember 2015 beschlossen hat, dass die Menschheit das Weltklima retten muss und wird, sind die fossilen Energieträger Öl und Gas ohnehin von vorgestern. Diese haben einfach keinen Platz mehr in einem zukunftsorientierten Energiekonzept.

Fakt ist, dass zukunftsorientierte Gebäude die Sonne anzapfen und im höchstmöglichen Grade energieeffizient sind – und gedämmt sind.

Vielleicht wird Klimaschutz schon bald trendy sein, chic, cool: Wer will dann noch zu den Energieverschwendern und Klimakillern gehören? Es gibt immer noch genügend Gründe für die energetische Modernisierung. Ein niedriger Energiepreis allein ist nichts anderes als Augenwischerei. Wer nicht saniert, kommt in diesem Jahr vielleicht um eine Zahlung von 2.000 Euro herum, zahlt aber später gegenüber dem, der saniert hat, ein Vielfaches an Heizkosten. Es wäre ein hoher Preis, den man für das heute billige Öl nachzahlt.

 

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