Hans-Gerd Heye

Wärmebrücken schaden der Bausubstanz

Hans-Gerd Heye, 06. August 2018

Brücken sind eigentlich etwas Verbindendes und damit Positives. Wenn wir über Brücken reden, denken wir im Baubereich an spektakuläre Bauwerke. Für Wärmebrücken gelten solche positiven Attribute allerdings nicht. Ganz im Gegenteil: Wärmebrücken in der Gebäudehülle, manchmal auch fälschlicherweise als Kältebrücken bezeichnet, sorgen nicht nur durch erhöhten Wärmeabfluss für steigenden Heizenergieverbrauch und entsprechende Mehrkosten des Gebäudenutzers.

Durch Durchfeuchtung der entsprechenden Bauteile und nachfolgende Schimmelpilzbildung werden außerdem Schäden an der Bausubstanz verursacht. Mittelfristig ergeben sich dadurch für die Bewohner auch gesundheitliche Gefahren.

Wo entstehen Wärmebrücken und wie lassen sie sich vermeiden, fragt sich deshalb der interessierte Blog-Leser. Schon der Begriff Wärmebrücke bedarf für den Nichtfachmann einer Erläuterung. Zwar wird er in der öffentlichen Diskussion über baulichen Wärmeschutz häufig benutzt. Was genau darunter zu verstehen ist, wissen aber nur die wenigsten Bauherren und Hausbesitzer. Die einfache Definition, dass Wärmebrücken Gebäudebereiche sind, durch die Wärme schneller transportiert wird als durch angrenzende Bauteile, reicht zur Problemerkennung nicht aus.  So unterscheidet man geometrische, konstruktive und materialbedingte Wärmebrücken.

Erstere entstehen beispielsweise immer dann, wenn Innen- und Außenflächen eines Bauteils unterschiedlich groß sind, wie zum Beispiel bei Raumecken zur Außenwand. Hier gibt die große Außenfläche viel Wärme ab, während die kleine innere Wandoberfläche im Eckbereich stark abkühlt. Solche Wärmebrücken lassen sich verhindern, wenn durch eine Wärmedämmung der Fassade weniger Wärme durch die Außenwand verlorengeht.

Materialbedingte Wärmebrücken werden hingegen durch die unterschiedliche Wärmeleitfähigkeit aneinander angrenzender Bauteile verursacht, wie zum Beispiel bei Beton-Fensterstürzen im Außenmauerwerk. Auch hier sind zusätzliche Dämmmaßnahmen gefordert. Aber Achtung, dies ist kein Betätigungsfeld für den Heimwerker sondern sollte unbedingt dem kompetenten Baufachmann überlassen werden. Konstruktive Wärmebrücken schließlich unterscheiden sich kaum von materialbedingten Wärmebrücken. Sie ergeben sich oft aus planerischen Zwängen. Ein Beispiel sind  Rollläden.

Wärmebildkameras helfen beim Aufspüren

Ein Problem von Wärmebrücken ist ihre rechtzeitige Erkennung. Wärmebrücken fallen beispielsweise durch Schimmelpilzbefall optisch erst auf, wenn der Schaden schon eingetreten ist. Deshalb empfiehlt sich vor der energetischen Gebäudesanierung eine thermografische Untersuchung der Bausubstanz. Der Einsatz einer Wärmebildkamera lohnt sich auch oft vor dem Kauf einer Immobilie.

Die Wärmebilder zeigen durch unterschiedliche Verfärbungen exakt an, in welcher Größenordnung der Wärmeabfluss in den einzelnen Bereichen der Gebäudehülle erfolgt. Wärmebrücken, also Bereiche mit hohem Wärmeabfluss, weisen einen intensiven roten Farbton auf. Typische Schwachstellen sind vor allem die Anschlussbereiche von Gebäudeöffnungen wie die Laibungen von Fenstern. Auch Einbindungen von Bauteilen in die Fassade wie Balkone und Rollladenkästen erweisen sich als besonders wärmebrückenanfällig.

Schon diese skizzierten Beispiele zeigen wie quasi allgegenwärtig Wärmebrücken beim Bauen sind und wie sorgfältig bei Wärmeschutzmaßnahmen auf eine fachgerechte Ausführung zu achten ist. Das gilt sowohl für den Neubau wie für die energetische Altbausanierung. Die führenden Baustoff-Hersteller sind sich der Wärmebrücken-Problematik bewusst und bieten deshalb für den Einsatz ihrer Produkte in der Gebäudehülle sogenannte Wärmebrückenkataloge an. Planer und Verarbeiter sollten diese Lösungsempfehlungen zur Vermeidung von Wärmebrücken nutzen.

Unerfüllbare Hoffnungen sollte man sich beim Kampf gegen Wärmebrücken allerdings nicht machen. Ganz ausmerzen lassen sie sich vor allem bei der Altbausanierung nicht. Ein absolut wärmebrückenfreies Altgebäude wird deshalb auch kein seriöser Handwerker seinem Auftraggeber versprechen. Eine Minimierung von vorhandenen Wärmebrücken ist aber unbedingt anzustreben, da sonst die Gefahr besteht, dass ein eigentlich hochwertiger Wärmeschutz der Fassade total ins Leere läuft. Generell gilt, dass der Einfluss von Wärmebrücken mit steigendem Anspruch an die Energieeinsparung deutlich zunimmt. Das heißt auch, dass das Thema Wärmebrücken in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird.

 

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