Hans-Gerd Heye

Machen Sie den WDVS-Fassadencheck

Hans-Gerd Heye, 10. November 2014

An jeder Fassade, ob nun mit oder ohne Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS), nagt der Zahn der Zeit. Schäden wie Putzrisse können in Einzelfällen auch schon kurz nach der Verarbeitung auftreten und sind oft nicht nur optisch ein Problem.

Um den Wärmeschutz einer WDVS-Fassade nicht zu gefährden, empfiehlt es sich, einmal im Jahr die Oberfläche zu kontrollieren. Durch eventuell erforderliche Reparaturmaßnahmen kann sichergestellt werden, dass aus kleinen nicht große Schäden werden.

In Deutschland gibt es keine Vorgaben, in welchen Intervallen WDVS-Fassaden zu warten und wie festgestellte Beschädigungen am besten zu beheben sind. Unsere Nachbarn in der Schweiz sind da schon weiter. So hat der SIA, der Schweizer Berufsverband für qualifizierte Fachleute im Bereich Bau, Technik und Umwelt, in seinen Normen eine verbindliche Richtlinie für Wartung und Instandhaltungsmaßnahmen von WDVS-Fassaden aufgenommen.

Die individuelle Beanspruchung eines Gebäudes (Gebäudelage, Umweltbelastung, konstruktiver Witterungsschutz, etc.) wird dabei durch entsprechende Kenngrößen berücksichtigt. Kontrolliert und pflegt der Bauherr nicht entsprechend dem rechnerisch ermittelten Wartungsintervall die Fassade, verliert er seinen Haftungsanspruch gegenüber dem das WDVS ausführenden Baubetrieb.

Nun gut, für Kontrolle und Pflege der WDVS-Fassaden braucht man nicht unbedingt wieder eine Vorschrift. Worauf sollte aber geachtet werden? wird sich der eine oder andere Hausbesitzer unter den Blog-Lesern schon fragen. Rissbildungen in der Putzendbeschichtung und Algen- und Pilzbefall sind da nur eine mögliche Schadensquelle.

Ein Hauptaugenmerk muss insbesondere der Dichtheit des WDVS im Anschlussbereich von Gebäudeöffnungen wie auch von Bewegungsfugen gelten. Außerdem sollte der Hausbesitzer auf eventuellen Pflanzbewuchs im Fassaden- und Sockelbereich wie auf eine korrekte Ableitungsführung des Regenwassers achten.

Eher selten, aber besonders „heimtückisch“, weil im Bereich des Dachüberstands oft schwer zu entdecken, sind durch Vögel entstandene Löcher. Sie nutzen eine WDVS-Fassade zum Nestbau. Spechte können mit ihren scharfen Schnäbeln den dünnen Putz mühelos durchstoßen und das dahinter liegende Dämmmaterial umfangreich „herausarbeiten“. Verlassene Nistplätze werden zudem oft von anderen tierischen Bewohnern wie Eichhörnchen oder Mardern übernommen.

Bei einer entsprechenden Reparatur der Fassade sind die Bestimmungen der Vogelschutzordnung einzuhalten. Danach darf ein Verschluss der Nester nicht im Zeitraum zwischen dem 15. März und dem 15. Juni erfolgen.

Grundsätzlich gilt auch beim Fassaden-Check: Überlassen Sie die Begutachtung und eine eventuell erforderliche Reparatur einer WDVS-Fassade möglichst einem Handwerker ihres Vertrauens. Der Baufachmann kann z. B. am besten beurteilen, ob und wie Risse oder Algenbefall optimal zu behandeln sind.

Je nach Risstiefe, Putzaufbau und Untergrund eignen sich für eine fachgerechte Sanierung von Putzrissen unterschiedliche rissverschlämmende Methoden nach BFS-Merkblatt 19. Die namhaften WDVS-Hersteller haben für jeden Einsatzfall maßgeschneiderte Grundierungen und Anstriche inklusive Verarbeitungsanleitungen im Angebot.

„Vorbeugen ist besser als reparieren“, lautet ein bekanntes Motto. Neben dem jährlichen Wartungscheck kann der Hausbesitzer durch regelmäßiges Reinigen von Fensterbänken und Brüstungskronen und konsequentes Zurückschneiden von Ästen und Sträuchern in der Nähe der Fassade wesentlich zum dauerhaften Erhalt des Wärmeschutzes beitragen. Und dafür ist dann wirklich kein Handwerker erforderlich.

 

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