Armin Scharf

Tante Emma heizt zu viel

Armin Scharf, 29. November 2015

Nicht nur Wohnen muss energieefizienter werden – auch dort, wo gearbeitet wird, lässt sich noch einiges optimieren. Nach Bürogebäuden sind Läden und Einkaufszentren die größten Energieabnehmer, sagt die Dena. Besonders der kleine Laden um die Ecke ist ein Sorgenkind.

Wird hier zu Lande über mangelnde Energieeffizienz von Gebäuden gesprochen, so meist im Hinblick auf Wohngebäude. Das ist richtig, aber natürlich nicht ausreichend, weil dabei die rund drei Millionen Nichtwohngebäude, kurz NWG, vergessen werden. Die machen, so hat die Deutsche Energie-Agentur Dena berechnet, zwar nur rund 15 Prozent des gesamten Gebäudebestandes aus, sind aber für über ein Drittel des Energieverbrauches verantwortlich.

Eine erstaunliche Effizienzlücke also, deren Breite erst allmählich entdeckt wird. Dabei sind nicht etwa Produktionsstätten die Spitzenreiter – sie verbrauchen nur vier Prozent des jährlichen NWG-Gesamtenergiebedarfs von 268 Terrawattstunden. Die meiste Energie fließt in Büro- und Verwaltungsgebäude (23 Prozent) sowie in die Gebäude des Handels (20 Prozent)!

Man könnte also hier durchaus mal genauer hinschauen, was sich wohl auch die Dena dachte und eine entsprechende erste Studie erstellte. Dieses Ansinnen erwies sich als kompliziert, denn weder Anzahl, noch Alter oder Zustand von Gebäuden oder Läden waren bislang einheitlich erfasst worden. Auf der Basis von 15 Städten rechnete also die Dena hoch und kam auf maximal 690.000 Verkaufsstellen – darunter große Shopping-Zentren, Supermärkte, Filialisten und der Kiosk um die Ecke.

Über 80 Prozent dieses Bestandes stammt offenbar aus den Jahren vor 1978 und ist – kaum überraschend – nicht auf dem aktuellen Stand der Bau- und Energietechnik. Ein weites Feld also, allerdings eines mit großen Unterschieden, in denen sich die derzeitige wirtschaftliche Lage des Handels spiegelt. Kurzum: Es ist nicht der große Supermarkt auf der grünen Wiese, der aus energetischen Gesichtspunkten (aus Aspekten der Ressourceneffizienz und des Landschaftsverbrauches aber umso mehr) Sorgen bereitet, sondern Tante Emma von nebenan. Während sich der Energiebedarf der ganz Großen des Lebensmittelhandels in 76 Prozent Strom und 24 Prozent Wärme teilt, steigt der Wärmeanteil, je kleiner der Laden wird.

Tante Emma ist mit 65 Prozent Wärmeanteil dabei! Natürlich sagen diese Verhältnisse weder etwas über den tatsächlichen Wärmebedarf, noch über die Wärmekosten oder das reale Einsparpotenzial etwas aus, doch aufmerken sollte man schon. Ist die Marktlage für die kleinteilige Nahversorgung sowieso schwierig und die Gewinnmarge minimal, so heizt sich Tante Emma offenbar auch in die Pleite. Dagegen ließe sich freilich etwas tun, doch leider ist Tante Emma in den seltensten Fällen auch Eigentümerin des Ladengebäudes und die Betriebskosten sind für den Investor (noch) nicht wirklich wichtig.

Das könnte sich schnell ändern – auch, wenn die gesetzliche Verpflichtung zur energetischen Sanierung auf NWG übertragen wird. In Baden-Württemberg ist dies bereits der Fall. Nicht nur das Klima, auch Tante Emma könnte davon profitieren.

 

Kommentare  

Suxien Montag, 11. Januar 2016 11:12
Ich hoffe natürlich, dass sich Tante Emma nicht in die Pleite heizt :) Eine gesetzlich vorgeschrieben Energieoptimierung eines Haushaltes kann schon echt sinnvoll sein, solange es nicht zu teuer wird. Auch eine Heizungssanierung finde ich sehr gut und nützlich.

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